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Autorin: Sabine Schmitt
Grafiken: Marco Hörnchen, Hanna Manger
Redaktion: Thierry Backes, Till Hafermann, Julia Linn

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Darum ist Baden im Rhein so gefährlich

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Von Sabine Schmitt (Text), Marco Hörnchen und Hanna Manger (Grafiken)

Es ist eine natürliche Reaktion. Droht ein geliebter Mensch in einem Fluss zu ertrinken, möchte man sofort hineinspringen, um ihn zu retten. Doch wer das im Rhein versucht, begibt sich selbst in Gefahr. Nicht selten endet das tödlich - für den in Not Geratenen und den, der ihn rausziehen wollte. 

„Es ist ganz selten, dass jemand lebend geborgen wird“, sagt Oliver Ostendarp von der DLRG Düsseldorf. Zwar hat die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft ein Team von sogenannten Strömungsrettern, die selbst nie ungesichert ins Wasser gehen. Die Einsätze seien in der Regel aber Todesfahrten.

Drei Dinge machen den Rhein so gefährlich: Die Schifffahrt, Strudel und Wirbel sowie die hohe Geschwindigkeit, mit der das Wasser flussabwärts strömt. Hinzu kommt: Viele Menschen überschätzen ihre eigene Kraft und wie gut sie schwimmen können. 

Gefahr 1: Die Schifffahrt

Der Rhein ist eine vielbefahrene Wasserstraße. Darin zu schwimmen, das ist in etwa so, als würde man versuchen, auf einer Autobahn zu joggen. Nur ist die Gefahr anders gelagert.  

Große Frachter sorgen dafür, dass sich Ebbe und Flut am Ufer des Rheins in sehr kurzen Zeitabständen abwechseln. Fahrende Schiffe saugen das vor ihnen liegende Wasser an, in Ufernähe sinkt der Wasserspiegel. Badende zieht es bei Ebbe weiter in das Flussbett rein. Ist das Schiff vorbeigezogen, kommt die Flut mit Wucht zurück.

Die Kraft des Wassers ist gewaltig. Deswegen ist es enorm wichtig, dass Kinder dem zurückfließenden Wasser auf keinen Fall hinterherlaufen. Sie sind besonders gefährdet - aber auch Erwachsene geraten in knietiefem Wasser schnell aus dem Gleichgewicht und verlieren den Halt. Die Strömung zieht sie in die Flussmitte und, schlimmstenfalls, unter ein Schiff oder in eine Schiffsschraube.  

Kapitäne von großen Frachtschiffen sehen Schwimmende übrigens kaum. Der tote Winkel vor dem Schiff, der sogenannte Sichtschatten, beträgt bis zu 250 Meter.  



Gefahr 2: Wirbel und Strudel

Im Rhein gibt es unzählige Wirbel und Strudel, die Menschen mit sich reißen können. Besonders gefährlich sind die Strudel, die zwischen den sogenannten Buhnen auftreten. Das sind die kleinen Landzungen, die an manchen Uferstellen in den Rhein hineinragen. 

Das Wasser gerät, vor allem auf der sandigen Seite zwischen den Buhnen, in eine kreisende Bewegung. Im Zentrum des Wirbels gibt es einen Sog nach unten. Selbst geübte Schwimmerinnen und Schwimmer zieht es hier in die Tiefe. 

Viele Menschen unterschätzen diese Gefahr, weil das Wasser an der Oberfläche ganz normal aussieht. Die meisten Strudel sind vom Ufer oder aus dem Wasser nicht sichtbar, sie bilden sich unter der Wasseroberfläche. 



Gefahr 3: Die Strömung

Der Rhein fließt sehr schnell. In der Gegend von Köln und Düsseldorf sind es bei einem normalen Pegelstand etwa 6 bis 8 Kilometer pro Stunde. Selbst ein Olympiaschwimmer kommt nicht gegen die Strömung an.

Mark Warnecke zum Beispiel, ein ehemaliger deutscher Schwimmprofi und hochtrainierter Athlet, versuchte 2014 in einem Experiment für Stern-TV mit voller Kraft gegen die Strömung anzuschwimmen. Er wurde 1000 Meter weit abgetrieben. In der Schifffahrtsrinne in der Flussmitte wurde sein Körper von Strudeln und Wirbeln durchgeschüttelt, berichtete er später. Eine Folge: Panik.

In der Flussmitte fließt das Wasser noch schneller als am Rand. Das liegt daran, dass es dort ungebremst fließt. Auch Hochwasser lässt den Rhein schneller fließen - mit etwa 12 Kilometer pro Stunde. 

Wie kann ich helfen, wenn jemand in Not ist? 

Das Allerwichtigste: nicht hinterher springen! „Niemand bei klarem Verstand sollte in den Rhein gehen, um jemanden zu retten“, sagt Oliver Ostendarp von der DLRG Düsseldorf. Die Gefahr, selbst in Not zu geraten, sei einfach zu groß. 

Notruf absetzen. Statt ins Wasser zuspringen, sollten Sie sofort den Notruf 112 anrufen. Diese Informationen sind dabei wichtig: 

  • Wo ist es passiert? Beschreiben Sie möglichst genau, wo sich der Unfall ereignet hat. Orientierung geben Rheinstromkilometer-Tafeln, aber auch Hausnummern in der Nähe, Brücken, Häfen, besondere Bauwerke. 
  • Was ist passiert? Beschreiben Sie, was Sie beobachtet haben. 
  • Gibt es noch Fragen? Warten Sie auf Nachfragen der Leitstelle.

Schwimmenden Gegenstand ins Wasser werfen. Dinge wie ein Rettungsring, ein Stück Holz oder ein Ball können Menschen in Not helfen, sich über Wasser zu halten. Auch ein zugeworfenes Seil kann Leben retten. Wichtig dabei: Begeben Sie sich nicht selbst in Gefahr. In der Regel treiben die Menschen ohnehin zu schnell weg.  

Person im Blick behalten. Möglicherweise kann ein Mensch in Not sich irgendwo festhalten oder selbst aus dem Wasser retten. Rufen Sie im Zweifel erneut die 112 an und teilen Sie der Feuerwehr Ihre Beobachtungen mit. Wenn es nicht möglich ist, der Person am Ufer zu folgen, warten Sie dort auf die Einsatzkräfte, wo Sie das erste Mal die 112 gewählt haben.  



Was kann ich tun, wenn ich selbst in Not gerate? 

Es klingt erst mal nach einer schlechten Idee, und es in der Notsituation auch schwer zu berücksichtigen, aber: Wer von einem Wirbel unter Wasser gezogen wird, sollte sich abwärts ziehen lassen und dann am Grund des Wirbels seitwärts wegtauchen. Das ist die Theorie - in der Praxis klappt das selten. 

Wichtiger: Wer im Rhein in eine Strömung gerät, sollte niemals dagegen ankämpfen. Das ermüdet zu stark. Besser ist es, mit der Strömung zum Ufer zu schwimmen.  

Am allerbesten aber ist es, gar nicht in den Rhein hineinzugehen.

Mehr zum Thema

Hintergrund: Warum ist das Baden im Rhein nicht grundsätzlich verboten? 🔗 wdr.de

Sollte man das Baden in Gewässern wie dem Rhein generell verbieten? 🔗 WDR 5-Tagesgespräch vom 31.5.23



Quellen

Die Stadt Köln warnt vor dem Schwimmen im Rhein und gibt Tipps für den Notfall: 🔗 stadt-koeln.de

Hintergründe zur Fließgeschwindigkeiten des Rheins beim Portal "Verliebt in Köln": 🔗 verliebtinkoeln.com

So rettet die DLRG Menschen aus dem Rhein: 🔗 duesseldorf.dlrg.de

Die DLRG informiert über Gefahren und Regeln für die Wasserrettung: 🔗 egelsbach.dlrg.de [PDF]

Gefahren an Fließgewässern - eine 66 Seiten starke DLRG-Publikation mit Informationen für Schwimmer, Rettungschwimmer, Ausbilder und Bootsführer: 🔗 burscheid.dlrg.de [PDF]



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