40 Jahre Rockpalast - Intro Teil 1
Zum Anfang Zum AnfangDie Zeit vor den Rocknächten
Good Vibrations40 Jahre Rockpalast Die ganze Geschichte
Am Anfang gibt es zunächst nicht viel mehr, als eine Idee und jede Menge Tatendrang: Es ist die Idee, Rockmusik live im deutschen Fernsehen zu zeigen. Was heute aufgrund der neuen Medien inmitten von Live-Streams im Internet, Youtube-Kanälen und Video-On-Demand als kein besonders großes Ereignis erscheint, ist Ende der internetlosen 1970er der Wahnsinn für Fans der Gitarrenmusik.
Anlässlich der 1. Rocknacht vom 23. auf den 24. Juli 1977 in der Essener Grugahalle mit Rory Gallagher, Little Feat und Roger McGuinn's Thunderbyrd feiern wir 40 Jahre Rockpalast.
In diesem ersten Teil unserer Online-Reportage geben wir Euch einen Überblick über die ganze Geschichte des Rockpalast von den Anfängen bis heute. In drei weiteren Teilen beleuchten wir die einzelnen Abschnitte im Detail. Von den goldenen Zeiten der 70er und 80er, bis hin zur Einstellung des Rockpalast. Vom Comeback bis hin zur Gegenwart. Viel Spass mit unserer vierteiligen Serie über ein Stück Musik- und Fernsehgeschichte.
Born this wayVom Rhinozeros zum Rockpalast......oder: wenn aus Begegnungen neue Wege werden
"In meinem ersten Konzept habe ich noch mehr filmisch gedacht und nicht so sehr ans Fernsehen", erinnert sich Christian Wagner. "Die Totale spielte eine zu große Rolle, die Einstellungen waren fast statisch. Ich wollte die Gruppen als solche ständig präsent haben, was man aber bei der immensen Verkleinerung durch den Bildschirm nicht transportieren kann."
Erste Erfahrungen sammelt Christian Wagner schon bei der Sendung "Rhinozeros", dem zweiten Jugendmagazin des Westdeutschen Rundfunks. Dort bekommt er die Chance, eine ganze Sendung mit einem Electric Liveorchester Konzert bespielen. Auch in der Reihe "Elfeinhalb" hatte er schon vorher neben Wortbeiträgen auch Musik produziert.
Der erste Rockpalast mit Christian Wagner als Regisseur wird am 22.1.1976 mit Procol Harum ausgestrahlt.
Der Name RockpalastKombiniere, kombiniereNicht Schall und Rauch
Auch wenn es keine Zweifel an diesem Namen seitens der Redaktion gibt, so bringt er doch seine Schwierigkeiten mit sich. Peter Rüchel erinnert sich: "Einer der ersten Anrufe, den ich nach Bekanntgabe des Namens erhielt, war von Peter Schulze. Er ist vor allen Dingen ein Kenner des Blues und leitete eine Zeit lang die Jazztage in Berlin." Er fragt Peter Rüchel, ob der Name sein Ernst sei. Dieser fragt, wieso und Peter Schulze antwortet: "Na, es heißt doch 'Friede den Hütten, Krieg den Palästen'."
Das Zitat stammt von Georg Büchner und war bei den damals eher links geprägten Kulturschaffenden immer noch im Hinterkopf. Doch Peter Rüchel steht zu dem Titel und sagt noch heute: "Er ist einfach unverwechselbar. Jedes Rockstudio oder so ähnlich ist als Name untergegangen. Selbst wenn die Inhalte okay waren, aber der Name ist einfach nicht Schall und Rauch."
Drei Programme in monoDas Zuhause des RockpalastVon Köln in die Welt
Ebenfalls 1967 startet das Farbfernsehen in Deutschland. Das preiswerteste Gerät mit 14 Röhren plus Bildröhre mit Zwei-Trafo-Konzept von Körting kostet etwa 1840 DM. Fernsehen – und zwar nur drei Programme – war also eine teure Angelegenheit und die Geräte waren auch zum Startschuss der ersten Rocknacht noch nicht stereo-tüchtig.
Die Live-Rocknächte
Der eigentliche BeginnDie Rocknacht als Programmbrücke Live-Musik bis in die Morgenstunden
Doch während wir uns heute die Zeit bis 3 Uhr morgens mit diversen Angeboten verschiedener TV-Sender vertreiben können, gibt es damals nur drei Sender und eine Programmlücke, denn gegen Mitternacht ist Sendeschluss. Bis zum sportlichen Großereignis gibt es keine Unterhaltung.
Diese Programmlücke will Peter Rüchel nutzen, um Live-Musik im Fernsehen zu zeigen. So werden die Rocknächte geboren und füllen schon bald das WDR-Programm bis in die frühen Morgenstunden. Alles live, ohne Werbung. Eine Herausforderung für die Regie und die Moderatoren.
Von Skandinavien bis ZypernUmsonst nach EuropaRockpalast goes Eurovision
Das ist ein echter Durchbruch für die Sendung und Regisseur Christian Wagner erinnert sich noch heute: "Es war noch mal eine große Steigerung, die ich nicht intendiert hatte, weil ich alles zwar konzeptionell durchdacht hatte, aber natürlich nicht programmpolitisch."
Doch nicht nur die länderübergreifenden Reaktionen, sondern auch die aus Deutschland sind überwältigend und das haben auch alle Programmverantwortlichen mitbekommen. Damit ist klar: es wird eine nächste Rocknacht geben.
Die Qual der WahlBands gesuchtPlattenspieler-Sessions und Konzertbesuche
"Ich bekam einen ganz schlechten Plattenspieler ins Hotelzimmer gestellt und dann wurde gehört, einfach gehört", sagt Peter Rüchel über einen Aufenthalt im Badischen. "Da habe ich zum ersten Mal Police gehört und konnte zuerst gar nichts damit anfangen." Erst nach weiteren Musik-Sessions und Konzertbesuchen kommt der Enthusiasmus.
Peter Rüchel, der anfangs gar keine Ahnung von Rockmusik hat, wird nicht nur zum Musik-Kenner, sondern beweist auch den richtigen Riecher: Das Line-Up aus bereits bekannten und bisher vollkommen unbekannten Bands trifft einen Nerv.
Das beweisen auch die Fans, die sich oft schon Karten für die nächste Rocknacht kaufen, ohne das Line-Up zu kennen.
Live-Musik mit AusblickVon Essen ins RheintalDie Festivals auf der Loreley
Dieser magische Felsenkopf ist auch Teil der Rockpalast-Geschichte. Denn nachdem die Rocknächte in der Grugahalle in Essen tausende Besucher anzogen, entschliessen sich die Rockpalast-Macher, weitere Festivals zu organisieren.
Die Loreley wird schnell Sprungbrett für so manche Band - wie zum Beispiel für U2.
Schnelles Ende und neuer Start
Vom Rockpalast zu RocklifeDas Ende nahtDie letzte Rocknacht
Trotz des länderübergreifenden Erfolges wirken sich die Entwicklungen der Musik- und Medienlandschaft negativ auf die Quote aus. Dabei geht es Peter Rüchel nie um die messbare Quote. Für ihn ist klar, dass der Rockpalast ein Spartenprogramm ist, mit dem er aber den Großteil der Rockmusikfans erreicht und neue Fans hinzugewinnt.
Doch die privaten Fernsehsender sind auf dem Vormarsch. Es geht um die Unterhaltung der Massen und die Einschaltquoten werden zur Währung im Kampf um die Zuschauer.
Auch die Musiklandschaft ist im Wandel. Neue Musikstile, neue Bands, neue Fans. Seitens des Rockpalasts wird nicht schnell genug auf die Veränderungen reagiert und das Ende des Rockpalasts nähert sich unaufhaltsam.
Zur 16. Rocknacht im Oktober 1985 ist die Grugahalle nur zu einem Drittel gefüllt. Peter Rüchel sagt später dazu: "Es war mein deprimierendster Moment..."
1986 ist Schluss. Mit der 17. Rocknacht geht eine Ära zu Ende. Doch der letzte Ton ist noch lange nicht gespielt, auch wenn der Rockpalast zunächst Geschichte zu sein scheint. Es dauert drei Jahre, bis es wieder Live gespielte Musik im WDR Fernsehen gibt. Doch diesmal unter einem neuen Namen: Rocklife.
1990 bis 1994Rocklife......und die Rückkehr des Rockpalast
Der große Erfolg blieb allerdings aus. Manche Dinge sind nicht reproduzierbar. Doch wie kam der Rockpalast dann zurück?
Zunächst wurde nach alter Manier ein Sommer-Festival auf der Loreley geplant - allerldings unter dem Namen Rocklife. Es kursiert die Geschichte, dass der Kölner Express nach einer Pressekonferenz zur Bekanntgabe des Events die Zeilen "Rockpalast is back" formuliert haben soll. Belegen lässt sich das allerdings nicht. Fest steht, dass dieses Festival als "Rocklife auf der Loreley" geplant wurde, später aber als das "Rockpalast is back"-Festival in den Verkauf ging.
Der Rockpalast ist also zurück und steht vor einer völlig veränderten Musik- und Mediengesellschaft.
Zufällig zurückgekehrt?Zwischen Fiasko und Feuertaufe Rockpalast is back
"Namen sind nicht Schall und Rauch", sagt Peter Rüchel heute, wenn er an die Rückkehr des Rockpalast auf der Loreley denkt. Allerdings verläuft das Comeback anders als geplant: der Rockpalast ist nicht mehr so präsent in den Köpfen der Fans und erschwerend kommt hinzu, dass Headliner Gary Moore seinen Auftritt kurzfristig absagt - am Ende kommen nur 1500 Gäste.
Aber Aufgeben kommt nicht in Frage. Trotz kritischer Stimmen gibt es ein Jahr später einen zweiten Versuch. Wieder auf der Loreley. Diesmal aber mit einem vollständigen Line-Up: Iggy Pop und David Bowie begeistern die Fans. Jetzt ist klar: Die Zeiten haben sich zwar geändert, aber der Rockpalast hat die Rückkehr-Feuertaufe bestanden.
Vom Bizarre bis zum Crossroads
Vom Gastgeber zum GastHow BizarreDie Entwicklung in den 90ern
Eine neue Zeit beginnt mit dem Bizarre Festival. Ab der neunten Ausgabe im Jahr 1995 ist der Rockpalast dabei und erweitert damit sein musikalisches Spektrum. In diesem Jahr spielen unter anderem NOFX, Monster Magnet und die H-Blockx.
Die Rockpalast-Fangemeinde wächst wieder und neben Gitarrensoli gibt es jetzt auch elektronische Musik oder härtere Klänge.
Rock den RingVom Gastgeber zum GastNeue Kooperationen
Von Peter zu PeterDie ÜbergabeNeue und alte Herausforderungen
Gleichzeitig endet die Ära Peter Rüchel im Jahr 2003. Er übergibt den Rockpalast an seinen Nachfolger Peter Sommer. Die Zeichen der Zeit stehen auf Umschwung, gleichzeitig steht Peter Sommer vor Herausforderungen der Vergangenheit: Verkürzte Sendezeiten und ein gekürztes Budget machen die Programmgestaltung nicht leichter. Die langen Live-Rocknächte sind abgeschafft, es wird nicht mehr Samstags, sondern in der Nacht von Sonntag auf Montag gesendet - und übergangsweise auch nur noch eine Stunde lang.
Peter Sommer, selbst Fan, der ersten Stunde, setzt auf einen Doppelstrategie: Kosteneinsparung durch die Hinzunahme einfacherer und kostengünstigerer Produktionsverfahren sowie Kooperationen mit neuen Festivals, um die musikalische Bandbreite des Rockpalasts zu erweitern.
Die Liste der vom Rockpalast aufgezeichneten Festivals reicht vom Area 4, dem Reeperbahn-Festival und Haldern Pop bis hin zum Summerjam, Summer Breeze und With Full Force. Nur um einige zu nennen.
Konzerte werden live übertragen, heute allerdings schwerpunktmäßig im Internet. So ist eine Live-Übertragung auch ohne festen Sendeplatz möglich. Aus dem aufgezeichneten Material werden dann Sendungen geschnitten, die Sonntagnacht im WDR-Fernsehen zu sehen sind - und im Anschluss auch online abrufbar sind.
Diese Aufzeichnungen werden heute ergänzt durch das Interview-Format "Rockpalst Backstage" sowie Dokus, die oftmals in Zusammenarbeit mit Arte realisiert werden.
Unser DingCrossroads-FestivalNewcomer und alte Helden
Unter dem Titel "Crossroads Blues & More" entwickelt Peter Sommer diese Reihe bereits 2001 für die Jazzredaktion des WDR. Nachdem er die Rockpalast Redaktion 2003 übernimmt, wird sie Bestandteil des Rockpalast-Programms und findet seit 2004 zwei Mal jährlich in der Bonner Harmonie statt. Von Anfang an ist 3Sat als Produktions-Partner dabei.
Inhaltlich geht es um die Vorstellung zumeist unbekannter Bands aus Deutschland und der Welt aus den Bereichen Rock, Blues based Rock’n’Roll, Singer/Songerwriter bis hin zu Soul und Alternative Rock. Die Konzerte werden teilweise live gestreamt und bereits vor Ort spielen die Bands im Keller der Harmonie unplugged Versionen ihrer Songs ein.
Weiterklicken
Weiterklicken
Von Patti bis Police
In unserem zweiten Teil blicken wir genauer auf die Jahre von 1974 bis 1986. Von der ersten Rocknacht mit Rory Gallagher und Little Feat, bis zur letzten Rocknacht 1986 und dem Abschiedssong von Wolfgang Niedecken.
Vom Gastgeber zum Gast
Wie der Rockpalast vom Gastgeber zum Gast wurde und plötzlich mit MTV den Ring rockte, bis schließlich sowohl der Sendeplatz, als auch die Sendezeit wackelten, erfahrt Ihr in Teil drei unseres Specials zum 40-jährigen Jubiläum.
Von Peter zu Peter
2003 übergibt Peter Rüchel an Peter Sommer. Neue Sendeformate, neue technische Möglichkeiten, aber auch knappere finanzielle Mittel und ein teilweise schwerwiegendes Erbe prägen die 00er Jahre.
Rockpalast.de
Hier findet Ihr nicht nur Videos von diversen Auftritten und Interviews, sondern Ihr könnt auch selbst live dabei sein, wenn wir Konzerte oder Festivalshows übertragen - per Livestream auf unserer Rockpalast-Homepage.