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WDR

Text: Jörn Seidel
Redaktion: Rainer Kellers, Till Hafermann
Grafik: Henri Katzenberg

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US-Wahl 2024

So läuft die Präsident­schafts­wahl in den USA ab

Der Republikaner Donald Trump hat die US-Präsidentschaftswahl 2024 mit deutlichem Vorsprung zur Demokratin Kamala Harris gewonnen. Am 20. Januar ist seine Amtseinführung. Wie funktioniert eigentlich die Präsidentschaftswahl in den USA? Ein Überblick.

Von Jörn Seidel (Text) und Henri Katzenberg (Grafik)

Die Präsidentschaftswahl in den USA hat sich fast durch das ganze Jahr 2024 gezogen. In Deutschland haben viele mit Spannung und Sorge auf die Wahl geschaut, denn ihr Ausgang ist auch hierzulande von großer Bedeutung. Die USA sind die mächtigste Militär- und Wirtschaftsnation der Welt. Entscheidungen, die der US-Präsident trifft, haben Auswirkungen auf unsere Sicherheit und unseren Wohlstand.

In diesem Beitrag erklären wir, wie das US-amerikanische Wahlsystem funktioniert.



Das erwartet Sie hier:

🗳️ Termine der US-Wahl 2024

🗳️ Ablauf der Hauptwahl

🗳️ Rückblick: Ablauf der Vorwahlen

🗳️ Kritik am US-Wahlsystem

🗳️ Termine der US-Wahl 2024

Wichtigste Termine im Überblick

✅ 15. Januar bis 8. Juni: Vorwahlen der Parteien in den Bundesstaaten

✅ 5. März: Super Tuesday - wichtigster Vorwahl-Tag

✅ 15. bis 18. Juli: Nominierungsparteitag der Republikaner

✅ 1. bis 5. August: Digitale Abstimmung über Kandidat/in der Demokraten

19. bis 22. August: Parteitag der Demokraten

✅ 10. September: TV-Duell zwischen Harris und Trump

✅ 1. Oktober: TV-Duell der Vize-Präsidentschaftskandidaten

✅ 5. November: Election Day - Tag der Entscheidung

✅ 17. Dezember: Electoral College - die Wahlleute wählen

✅ 6. Januar 2025: Offizielle Verkündung des Wahlsiegers

⭕ 20. Januar 2025: Amtseinführung - neue Amtszeit beginnt

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🗳️ Ablauf der US-Hauptwahl

Die US-Präsidentschaftswahl besteht grob unterteilt aus zwei Wahlen: den Vorwahlen und der Hauptwahl. In den Vorwahlen nominiert jede Partei jeweils einen Kandidaten oder eine Kandidatin für die Wahl im Herbst. Im Hauptwahlkampf treten diese Kandidaten dann gegeneinander an.

Wie die Vorwahlen abliefen, erklären wir weiter unten.

Genau genommen besteht die US-Präsidentschaftswahl sogar aus zahlreichen Abstimmungen in einem komplexen Wahlsystem. Auch der Ablauf der Hauptwahl ist mit den Wahlleuten und dem Mehrheitswahlrecht nicht ganz einfach.

TV-Duelle und Kampf um Swing States: Was passiert im Hauptwahlkampf?

Der Hauptwahlkampf 2024 hatte de facto bereits begonnen, als sich in den Vorwahlen der Parteien die Kandidatin der Republikaner und Demokraten eindeutig als Sieger abzeichneten. Offiziell nominiert wurden die beiden Kandidaten der Präsidentschaftswahl allerdings erst auf den Nominierungsparteitagen. Trump wurde Mitte Juli gewählt und stellte dabei auch seinen "Running Mate" vor: J. D. Vance, Senator aus Ohio, wird nun sein Vize-Präsident.

Am Wahlergebnis auf den Parteitagen besteht in der Regel vorab kein Zweifel mehr. Daher markieren die "National Conventions" nur offiziell das Ende des Vorwahlkampfes, sind aber eigentlich schon erste Höhepunkte des Hauptwahlkampfes. Die Nominierungsparteitage sind genau geplante politische Volksfeste, bei denen die Parteien ihrem Kandidaten die große Bühne bieten.

Bei den Demokraten war das übliche Prozedere durcheinandergekommen. Grund war der späte Rückzug von Präsident Joe Biden aus dem Rennen um eine Wiederwahl. Der Parteitag der Demokraten fand Mitte August statt - die Partei wählte schon vorab in einer virtuellen Abstimmung Vize-Präsidentin Kamala Harris zur Kandidatin. Beim Parteitag nahm sie die Wahl an. Ihr Vize-Präsident sollte Tim Walz werden, Gouverneur von Minnesota.

Im Hauptwahlkampf gibt es den üblichen Straßen- und Häuserwahlkampf und große Werbekampagne, insbesondere in sozialen Medien. Bedeutsam sind auch die TV-Duelle. Diesmal gab es allerdings nur zwei: zwischen Harris und Trump - sowie zwischen Vance und Walz.

Außerdem gibt es viele klassische Wahlkampf-Auftritte. Wegen der vielen Bundesstaaten und großen Entfernungen konzentrierten sich die Parteien und ihre Kandidaten dabei auf die sogenannten Swing States, in denen mal die eine große Partei, mal die andere gewinnt. Sie gelten als wahlentscheidend. Daher heißen sie auch "Key States", also Schlüssel-Staaten, und "Battleground States" - wörtlich ließe sich das mit "Schlachtfeld-Staaten", sinngemäß eher als "hart umkämpfte Staaten" übersetzen.

Welche Staaten Swing States sind, ist nicht klar definiert und verändert sich. Große US-Medien hatten für die Wahl 2024 übereinstimmend Arizona, Nevada, Georgia, North Carolina, Michigan, Pennsylvania und Wisconsin genannt.



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"The winner takes it all": Wie funktioniert das Wahlsystem?

Die US-Präsidentschaftswahl ist eine indirekte Wahl. Denn nicht nur bei der Vorwahl, sondern auch bei der Hauptwahl werden Delegierte gewählt. Diese Wahlleute (Electors) wählen erst später den Präsidenten und den jeweiligen Vize-Präsidenten - diesmal war das Electoral College am 17. Dezember. Bei den Wahlen in den vergangenen Jahrzehnten waren immer nur einzelne Wahlmänner und -frauen vom Wählerwillen abgewichen. Verzerrt wurden die Ergebnisse dadurch also nicht. Deshalb gelten die US-Präsidentschaftswahlen als:

quasi-direkte Wahlen

Emil Hübner, Ursula Münch

Politologen

Die Zahl der Wahlmänner und Wahlfrauen in den 50 Bundesstaaten sowie der Hauptstadt, dem Bundesdistrikt Washington D.C., hängt von der Einwohnerzahl ab. Insgesamt gibt es 538 Wahlleute. Für einen Sieg ist die absolute Mehrheit erforderlich, das sind mindestens 270 Wahlleute.

Die Anzahl der Delegierten, die nach dem Wählerwunsch später den Präsidenten wählen, entspricht aber nicht der Anzahl der Wählerstimmen. Es gilt in den Bundesstaaten das Mehrheitswahlrecht. Bedeutet: Der Kandidat, der am Election Day am 5. November in einem Bundesstaat die meisten Stimmen erhält, bekommt alle Wahlleute dieses Bundesstaates. "The winner takes it all." Die anderen Wählerstimmen verfallen.

Die Wahlberichtigten wählen den Präsidenten - allerdings nicht direkt. Zunächst entscheiden ihre Stimmen über die Wahlleute.

Zum Beispiel geben sie ihre Stimme dem Kandidaten der Demokraten.

Oder sie wählen den Kandidaten der Republikaner.

Der Kandidat mit den meisten Stimmen bekommt alle Wahlleute des Bundesstaates zugesprochen. Die anderen Wählerstimmen verfallen.

Später wählen die Wahlleute entsprechend dem Wählerwillen aus ihrem Bundesstaat den Präsidenten.

Das Mehrheitswahlrecht am Beispiel Kalifornien: Der einwohnerstärkste Bundesstaat der USA schickt in die offizielle Präsidentenwahl 54 Wahlleute. Zwar erhalten auch in Kalifornien die Republikaner nicht wenige Stimmen. Die meisten Wählerinnen und Wähler stimmen aber traditionell für die Demokraten. Somit wurden auch bei der Wahl 2024 alle 54 Wahlleute den Demokraten zugeschlagen. Bei den beiden kleinen Bundesstaaten Maine und Nebraska gibt es übrigens Ausnahmen vom Mehrheitswahlrecht.

Es liegt an diesem Mehrheitswahlrecht, dass sich der Hauptwahlkampf auf die Swing States konzentriert. Denn anderswo ist das Wahlergebnis - zumindest meistens - vorher klar.

Das Mehrheitswahlrecht ist zudem der Grund, warum bei der Präsidentschaftswahl nur zwei Parteien wirklich relevant sind:

Der Wähler möchte seine Stimme nicht sinnlos vergeuden. Im Zweifel stimmt er lieber für das kleinere Übel als für den bevorzugten Drittkandidaten.

Birgit Oldopp

Politologin

Wie läuft der Election Day ab?

Am Wahltag im Herbst können die Bürgerinnen und Bürger der USA schließlich abstimmen, wer Präsident wird. Diesmal war der Election Day am 5. November 2024. Die ersten Wahllokale öffnen in der Regel um 6 Uhr deutscher Zeit, die letzten schließen wegen der unterschiedlichen Zeitzonen in den USA erst am Folgetag um 6 Uhr morgens. Vorab ist auch eine Briefwahl möglich. Außerdem kann man beim sogenannten Early Voting vorab an Wahlurnen abstimmen.

Bei der Auszählung der Stimmen fällt der Blick vor allem auf die wahlentscheidenden Swing States. In welchem Staat können die Demokraten siegen, in welchem die Republikaner? Wer bekommt die nötigen 270 Wahlleute zusammen? Das vorläufige Ergebnis steht in der Regel schon direkt am Ende des Wahltags fest.

Ist das Ergebnis in der Wahlnacht klar, endet das Drama der Präsidentschaftswahl traditionell mit einem versöhnlichen Akt: Bei der Concession Speech räumt der Wahlverlierer seine Niederlage ein. Das tat diesmal auch Kamala Harris. Eine Ausnahme machte Donald Trump nach der Wahl im Jahr 2020: Seine damalige Niederlage im Wettstreit mit Joe Biden hat er bis heute nicht eingeräumt.

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Nach der Wahl: Was passiert bis zur Amtseinführung?

Zwar steht der Sieger nach dem Wahltag bereits fest. Offiziell geht die US-Präsidentschaftswahl aber noch weiter. Einige Wochen später kommen die Wahlleute (Electors) im Electoral College zusammen - diesmal war das der 17. Dezember. Das geschieht nicht an einem zentralen Ort, sondern in den einzelnen Bundesstaaten. Und auch dann steht der Sieger offiziell noch nicht fest.

Erst Anfang Januar werden die Stimmen des Electoral College während einer gemeinsamen Versammlung von Senat und Repräsentantenhaus ausgezählt. Jetzt dann wird offiziell verkündet, wer in den kommenden vier Jahren Präsident sein wird. Die offizielle Verkündung des Wahlsiegers 2024 fand am 6. Januar 2025 statt.

Die feierliche Amtseinführung , der Inauguration Day, ist am 20. Januar 2025. An diesem Tag beginnt die neue Amtszeit - rund ein Jahr nach Beginn der Vorwahlen.

🗳️ Rückblick: Ablauf der US-Vorwahlen

Bevor im Hauptwahlkampf die Kandidaten verschiedener Parteien gegeneinander antreten, müssen sie sich zunächst in den Vorwahlen innerhalb der Partei durchsetzen.

Welche Kandidaten treten in den Vorwahlen an?

Zu Beginn der Vorwahlen 2024 traten dutzende Kandidatinnen und Kandidaten an. Viele von ihnen zogen ihre Kandidatur im Laufe der Wochen zurück, als sie bei den einzelnen Wahlen merkten, dass sie chancenlos sind.

Bei den Republikanern war anfangs noch nicht so klar, dass erneut Trump der Kandidat wird. Auch der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis galt als chancenreich. Nach ersten Wahlniederlagen legte er seine Kandidatur aber bereits am 21. Januar nieder. Die als gemäßigt konservativ geltende Republikanerin Nikki Haley stieg nach dem Super Tuesday Anfang März aus dem Rennen aus.

Bei den Demokraten galt Amtsinhaber Joe Biden von Anfang an als gesetzt. Aber sein schwaches Auftreten in einer Fernsehdebatte mit Herausforderer Trump und weitere öffentliche Auftritte Bidens ließen Zweifel an der körperlichen und geistigen Eignung des 81-Jährigen für weitere vier Jahre im Amt aufkommen. Am 21. Juli zog er die Konsequenzen und teilte mit, nicht mehr für das Präsidentenamt zu kandidieren. Wenige Wochen danach stand Vizepräsidentin Kamala Harris als neue Kandidatin der Demokraten fest.

Zwar gibt es bei den US-Präsidentschaftswahlen auch Kandidatinnen und Kandidaten, die als parteilose antreten oder für kleine Parteien wie die Grünen und Liberalen. Für eine reale Chance auf das Präsidenten-Amt muss man allerdings Mitglied bei einer der beiden großen Parteien sein, den Demokraten oder Republikanern.

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Primaries und Caucuses: Wie funktionieren die US-Vorwahlen?

In den Vorwahlen bestimmen die Parteien, welchen ihrer oft vielen Kandidaten sie in den Hauptwahlkampf um das Amt des Präsidenten schicken. Diese mehrmonatigen Wahlen in einzelnen Bundesstaaten richten die Parteien - auch abhängig vom jeweiligen Wahlgesetz - sehr unterschiedlich aus.

Grundsätzlich gibt es zwei Verfahren: die Primaries und Caucuses. Bei einer Primary bestimmen die Wähler per Stimmzettel, welchen Kandidaten einer Partei sie bevorzugen. Beim Caucus kommen die Mitglieder und Anhänger einer Partei zu Versammlungen zusammen, um den Kandidaten für das Präsidenten-Amt in einem mehrstufigen Verfahren zu wählen. So ist es zum Beispiel Mitte Januar bei den Republikanern in Iowa gemacht worden.

Anders als in Deutschland müssen sich die Bürgerinnen und Bürger in den USA zunächst in einem Wählerverzeichnis registrieren lassen, bevor sie zur Wahl gehen können. Das gilt auch schon für die Vorwahlen. Bei Primaries, die als Closed Primaries stattfinden, müssen sie bei der Registrierung sogar ihre Parteipräferenz angeben. Erst dann gehört man zum "geschlossenen" Wählerkreis einer Partei, der in einer geheimen Wahl an der Wahlurne mitentscheiden darf.

In Open Primaries dürfen alle registrierten Wählerinnen und Wähler bei der Nominierung des jeweiligen Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, Republikaner und einer anderen Partei mitbestimmen. Sowohl die offenen als auch die geschlossenen Abstimmungen sind nicht überall verbindlich. Zum Teil erfolgt noch eine Kandidaten-Nominierung durch Parteigremien.

Die Caucuses bestehen aus lokalen Parteiversammlungen, bei denen Parteimitglieder und -anhänger über die Kandidaten und Kandidatinnen diskutieren, die sie dann später wählen, häufig in einer offenen Wahl. Das Caucus-Verfahren ist ein mehrstufiger, oft monatelanger Prozess, der es den Parteigremien erlaubt, mehr Einfluss auf die Kandidaten-Nominierung zu nehmen als bei Primaries.

Ob Primaries oder Caucuses - gewählt werden letztlich Delegierte, die erst bei den Nominierungsparteitagen (National Conventions) im Sommer offiziell den jeweiligen Präsidentschaftskandidaten wählen. Durch die einzelnen Vorwahlen in den Bundesstaaten steht dann aber schon längst fest, für welchen Kandidaten oder welche Kandidatin sich eine Partei entschieden hat.

Bei den Demokraten wählen übrigens auch einige Superdelegierte mit, die zum Beispiel Gouverneure oder Kongress-Mitglieder sind. Sie haben jeweils eine Stimme und sind völlig frei vom Wählerwunsch.

Durch den Rückzug von Biden galt das in den Vorwahlen 2024 auch für die anderen etwa 3.900 Delegierten: Sie hätten eigentlich für Biden stimmen müssen, waren dann aber ungebunden.

Super Tuesday: Was macht diesen Tag so besonders?

Am Super Tuesday werden besonders viele Delegierte gewählt, die beim Nominierungsparteitag im Sommer entscheiden, wer Kandidat der Republikaner und Demokraten wird. Diesmal - am Dienstag, 5. März - fanden in 15 Bundesstaaten sowie im US-Territorium Amerikanisch-Samoa Vorwahlen statt. Darüber hinaus begann in Iowa die Auszählung der Briefwahlergebnisse der Demokraten.

Besonders wichtig sind bei jeder Präsidentschaftswahl Kalifornien und Texas, weil hier die meisten Menschen wohnen und somit besonders viele Delegierte gewählt werden. Am Super Tuesday 2024 gab es aber auch in den bevölkerungsreichen Bundesstaaten Colorado, Massachusetts, Minnesota, Tennessee und Virginia Vorwahlen.

Seit einigen Jahren zeichnet sich also bei jeder Präsidentschaftswahl am Super Tuesday ab, wer sich die meisten Hoffnungen auf das Präsidenten-Amt machen kann. Und spätestens jetzt zerplatzt bei vielen der ursprünglich Dutzenden Vorwahl-Kandidaten der Traum, Präsidentin oder Präsident der USA zu werden.

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🗳️ Kritik am US-Wahlsystem

Am System der US-Präsidentschaftswahl kommt immer wieder Kritik auf. Mal betrifft sie den Kern des Wahlsystems mit den Wahlleuten und der Mehrheitswahl, mal die Finanzierung. Die Hintergründe:



Warum ist die US-Präsidentschaftswahl so kompliziert?

Das hat historische Gründe. Zwar mag das US-Wahlsystem aus heutiger Sicht veraltet erscheinen. Zu seiner Einführung im Jahr 1789 war es aber modern. Die Französische Revolution hatte noch nicht begonnen, und in der Mitte Europas regierte noch der Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, als George Washington bereits das Amt des ersten US-Präsidenten antrat.

Die langwierige und indirekte Wahl war im Amerika jener Zeit durchaus sinnvoll. Denn in dem riesigen Land, in dem sich Nachrichten im Tempo der Postkutsche verbreiteten, wäre eine zeitgleiche Wahl nicht möglich gewesen. Außerdem konnten gerade die Menschen in den vielen ländlichen Gegenden kaum Anteil an der nationalen Politik nehmen - da kam den Wahlmännern tatsächlich noch die Aufgabe zu, im Vertrauen der Wähler stellvertretend für sie zu wählen.

Mittlerweile haben sich im Wahlsystem aber Probleme aufgetan, die es so früher noch nicht gab, zum Beispiel bei der Finanzierung.

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Ist die Finanzierung der Wahlkampagnen noch angemessen?

Der US-Wahlkampf 2024 war der bisher teuerste in der Geschichte des Landes: Zusammengerechnet wurde für die Kampagnen der Republikaner und Demokraten ein zweistelliger Milliardenbetrag aufgewendet, wie die gemeinnützige Organisation OpenSecrets mitteilte:

0 $



Das sind umgerechnet etwa 14,6 Milliarden Euro. Mit eingerechnet sind allerdings auch die Kosten für die zeitgleichen Parlamentswahlen.



Zwar gibt es Wahlkampf-Finanzierungsgesetze. Trotzdem haben die Kandidaten zumindest indirekt Möglichkeiten, Spenden in beliebiger Höhe von beliebigen Spendern anzunehmen, also auch von Unternehmen und Gewerkschaften. Das sorgt für Kritik. Denn es lässt Fragen nach der Unabhängigkeit der Präsidenten aufkommen. Und es schmälert die Chancen von Vorwahl-Kandidaten, die keine riesigen Budgets haben.

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Welche Zukunft hat das US-Wahlsystem?

Die Kritik am Wahlsystem betrifft nicht nur die Finanzierung der Wahlkämpfe. Manchmal gibt es auch Zweifel am alten Prinzip "The winner takes it all" - vor allem dann, wenn ein Kandidat zwar in der Summe mehr Wählerstimmen erhält, aber weniger Wahlleute. So erging es zum Beispiel Hillary Clinton 2016 gegen Trump. Auch Al Gore verlor auf diese Weise 2000 gegen George W. Bush. Clinton und Gore hatten mehr Wähler, aber verloren trotzdem.

Hinzu kamen bei Bush und Gore allerdings noch Ungereimtheiten in Florida. So besteht weiterhin der Verdacht, dass Afro-Amerikaner in Teilen von der Wahl ausgeschlossen wurden, zum Beispiel wegen zu langer Schlangen an Wahllokalen und weil ihnen gesagt worden sei, es gebe keine Wahlzettel mehr. Bei einem hauchdünnen Vorsprung Bushs im großen Florida von nur 537 Stimmen sind das schwere Vorwürfe.

Kritik wird auch immer wieder daran laut, dass für die zeitgleich stattfindenden Wahlen zum Repräsentantenhaus Wahlkreise so verändert werden, dass sich die Ergebnisse verschieben.

Trotzdem müsse nicht das ganze US-Wahlsystem reformiert werden, sagen Expertinnen und Experten.

Das amerikanische Wahlsystem krankt … vor allem an Organisations- und Finanzierungs­mechanismen, nicht so sehr an seinem ursprünglichen institutionellen Aufbau.

Jan Techau, Autor und Politikberater

Über dieses Thema berichten wir am 20.01.2025 auch im WDR-Fernsehen: Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr.

Diesen Beitrag gibt es auch als englische Fassung für planet schule: "US Election 2024: How Americans choose their president"



Unsere Quellen:



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