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WDR

Text: Jörn Seidel
Redaktion: Rainer Kellers
Grafik: Henri Katzenberg
Fotos: WDR/dpa/UPI/laif

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US-Wahl 2024

So wählen die Amerikaner ihren Präsidenten

Mittlerweile ist so gut wie sicher: Zwischen US-Präsident Biden und seinem Herausforderer Trump kommt es zu einem weiteren Duell um das Präsidentenamt. Wie funktioniert eigentlich die Präsident­schafts­wahl in den USA? Wie laufen die Vorwahlen ab? Was sind Wahlleute? Und welche Swing States könnten im November entscheidend sein? Ein Überblick.

Von Jörn Seidel (Text) und Henri Katzenberg (Grafik)

US-Präsident Joe Biden und Ex-US-Präsident Donald Trump haben bei den Vorwahlen inzwischen die nötigen Stimmen zusammen, um für ihre jeweilige Partei um das Präsidentenamt zu kandidieren. Am 5. November ist Wahltag. Aber bis dahin ist noch ein weiter Weg.

Die Präsidentschaftswahl in den USA zieht sich fast durch das ganze Jahr 2024. In Deutschland schauen viele mit Sorge auf die Wahl, denn sie ist auch hierzulande von großer Bedeutung. Die USA sind die mächtigste Militär- und Wirtschaftsnation der Welt. Entscheidungen, die der US-Präsident trifft, haben Auswirkungen auf unsere Sicherheit und unseren Wohlstand.

In diesem Beitrag erklären wir, wie das US-amerikanische Wahlsystem funktioniert.



Das erwartet Sie hier:

🗳️ Termine der US-Wahl 2024

🗳️ Ablauf der Vorwahlen

🗳️ Ablauf der Hauptwahl

🗳️ Kritik am US-Wahlsystem

🗳️ Termine der US-Wahl 2024

Wichtigste Termine im Überblick

  • 15. Januar bis 8. Juni: Vorwahlen der Parteien in den Bundesstaaten
  • 5. März: Super Tuesday - wichtigster Vorwahl-Tag
  • Mitte Juli und Mitte August: Nominierungsparteitage
  • September und Oktober: vier TV-Duelle
  • 5. November: Election Day - Tag der Entscheidung
  • 17. Dezember: Electoral College - die Wahlleute wählen
  • 6. Januar 2025: Offizielle Verkündung des Wahlsiegers
  • 20. Januar 2025: Amtseinführung - neue Amtszeit beginnt

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🗳️ Ablauf der US-Vorwahlen

Bevor im Hauptwahlkampf die Kandidaten verschiedener Parteien gegeneinander antreten, müssen sie sich zunächst in den Vorwahlen innerhalb der Partei durchsetzen. Die US-Präsidentschaftswahl besteht somit eigentlich aus zwei Wahlen. Genau genommen sind es sogar viele mehr in einem komplexen Wahlsystem. Aber der Reihe nach.

Welche Kandidaten treten an?

Zu Beginn der Vorwahlen traten dutzende Kandidatinnen und Kandidaten an. Viele von ihnen zogen ihre Kandidatur im Laufe der Wochen zurück, als sie bei den einzelnen Wahlen merkten, dass sie chancenlos sind. Mittlerweile gilt als sicher: Für die Republikaner wird Trump und für die Demokraten Biden als Kandidaten ins Rennen um das Präsidentenamt gehen.

Biden hatte als amtierender US-Präsident ohnehin keine ernstzunehmende parteiinterne Konkurrenz. Bei Trump war das anfangs noch nicht so klar. Auch Republikaner Ron DeSantis galt als chancenreich. Nach ersten Wahlniederlagen legte er seine Kandidatur aber bereits am 21. Januar nieder. Die als gemäßigt konservativ geltende Republikanerin Nikki Haley stieg nach dem Super Tuesday Anfang März aus dem Rennen aus.

Zwar gibt es auch Kandidatinnen und Kandidaten, die als parteilose antreten oder für kleine Parteien wie die Grünen und Liberalen. Für eine reale Chance auf das Präsidenten-Amt muss man allerdings Mitglied bei einer der beiden großen Parteien sein, den Demokraten oder Republikanern.

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Primaries und Caucuses: Wie funktionieren die US-Vorwahlen?

In den Vorwahlen bestimmen die Parteien, welchen ihrer oft vielen Kandidaten sie in den Hauptwahlkampf um das Amt des Präsidenten schicken. Diese mehrmonatigen Wahlen in einzelnen Bundesstaaten richten die Parteien - auch abhängig vom jeweiligen Wahlgesetz - sehr unterschiedlich aus.

Grundsätzlich gibt es zwei Verfahren: die Primaries und Caucuses. Bei einer Primary bestimmen die Wähler per Stimmzettel, welchen Kandidaten einer Partei sie bevorzugen. Beim Caucus kommen die Mitglieder und Anhänger einer Partei zu Versammlungen zusammen, um den Kandidaten für das Präsidenten-Amt in einem mehrstufigen Verfahren zu wählen. So ist es zum Beispiel Mitte Januar bei den Republikanern in Iowa gemacht worden.

Anders als in Deutschland müssen sich die Bürgerinnen und Bürger in den USA zunächst in einem Wählerverzeichnis registrieren lassen, bevor sie zur Wahl gehen können. Das gilt auch schon für die Vorwahlen. Bei Primaries, die als Closed Primaries stattfinden, müssen sie bei der Registrierung sogar ihre Parteipräferenz angeben. Erst dann gehört man zum "geschlossenen" Wählerkreis einer Partei, der in einer geheimen Wahl an der Wahlurne mitentscheiden darf.

In Open Primaries dürfen alle registrierten Wählerinnen und Wähler bei der Nominierung des jeweiligen Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, Republikaner und einer anderen Parteie mitbestimmen. Sowohl die offenen als auch die geschlossenen Abstimmungen sind nicht überall verbindlich. Zum Teil erfolgt noch eine Kandidaten-Nominierung durch Parteigremien.

Die Caucuses bestehen aus lokalen Parteiversammlungen, bei denen Parteimitglieder und -anhänger über die Kandidaten und Kandidatinnen diskutieren, die sie dann später wählen, häufig in einer offenen Wahl. Das Caucus-Verfahren ist ein mehrstufiger, oft monatelanger Prozess, der es den Parteigremien erlaubt, mehr Einfluss auf die Kandidaten-Nominierung zu nehmen als bei Primaries.

Ob Primaries oder Caucuses - gewählt werden letztlich Delegierte, die erst bei den Nominierungsparteitagen (National Conventions) im Sommer offiziell den jeweiligen Präsidentschaftskandidaten wählen. Durch die einzelnen Vorwahlen in den Bundesstaaten steht dann aber schon längst fest, für welchen Kandidaten oder welche Kandidatin sich eine Partei entschieden hat.

Bei den Demokraten wählen übrigens auch einige Superdelegierte mit, die zum Beispiel Gouverneure oder Kongress-Mitglieder sind. Sie haben jeweils eine Stimme und sind völlig frei vom Wählerwunsch.

Super Tuesday: Was macht diesen Tag so besonders?

Am Super Tuesday werden besonders viele Delegierte gewählt, die beim Nominierungsparteitag im Sommer entscheiden, wer Kandidat der Republikaner und Demokraten wird. Diesmal - am Dienstag, 5. März - fanden in 15 Bundesstaaten sowie im US-Territorium Amerikanisch-Samoa Vorwahlen statt. Darüber hinaus begann in Iowa die Auszählung der Briefwahlergebnisse der Demokraten.

Besonders wichtig sind Kalifornien und Texas, weil hier die meisten Menschen wohnen und somit besonders viele Delegierte gewählt werden. Aber auch in den bevölkerungsreichen Bundesstaaten Colorado, Massachusetts, Minnesota, Tennessee und Virginia gab es beim diesjährigen Super Tuesday Vorwahlen.

Seit einigen Jahren zeichnet sich also bei jeder Präsidentschaftswahl am Super Tuesday ab, wer sich die meisten Hoffnungen auf das Präsidenten-Amt machen kann. Und spätestens jetzt zerplatzt bei vielen der ursprünglich Dutzenden Vorwahl-Kandidaten der Traum, Präsidentin oder Präsident der USA zu werden.

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🗳️ Ablauf der US-Hauptwahl

Im Hauptwahlkampf treten die jeweiligen Gewinner der Vorwahlen gegeneinander an, also jeweils eine Kandidatin oder ein Kandidat pro Partei oder Partei-Unabhängige. Der Ablauf der eigentlichen Wahl ist mit den Wahlleuten und dem Mehrheitswahlrecht ebenfalls nicht ganz einfach.

TV-Duelle und Kampf um Swing States: Was passiert im Hauptwahlkampf?

Der Hauptwahlkampf startet de facto bereits dann, wenn sich in den Vorwahlen der Parteien ein Kandidat oder eine Kandidatin eindeutig als Sieger abzeichnet. Offiziell gewählt wird er oder sie - wie beschrieben - zwar erst auf einem Nominierungsparteitag im Sommer. Da am Ergebnis aber schon vorher kein Zweifel besteht, sind diese National Conventions erste Höhepunkte des Hauptwahlkampfes. Es sind genau geplante politische Volksfeste, bei denen die Parteien ihrem Kandidaten die große Bühne bieten.

Zum Hauptwahlkampf gehören auch der übliche Straßen- und Häuserwahlkampf, große Werbekampagnen, insbesondere in sozialen Medien, und die vier TV-Duelle im September und Oktober, von denen eines ein Duell der Vize-Präsidenten-Kandidaten ist.

Hinzu kommen viele klassische Wahlkampf-Auftritte. Wegen der vielen Bundesstaaten und großen Entfernungen konzentrieren sich die Parteien und ihre Kandidaten auf die sogenannten Swing States, in denen mal die eine große Partei, mal die andere gewinnt. Sie gelten als wahlentscheidend. Daher heißen sie auch Battleground States, also Schlachtfeld-Staaten.

Welche Staaten Swing States sind, ist nicht klar definiert. Große US-Medien nennen - Stand Januar - für die diesjährige Wahl: Arizona, Georgia, Michigan, Nevada, North Carolina, Pennsylvania und Wisconsin.



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"The winner takes it all": Wie funktioniert das Wahlsystem?

Die US-Präsidentschaftswahl ist eine indirekte Wahl. Denn auch bei der Hauptwahl werden Delegierte gewählt. Diese Wahlleute (Electors) wählen erst später den Präsidenten und den jeweiligen Vizepräsidenten. In den vergangenen Jahrzehnten sind jeweils immer nur einzelne Wahlmänner und -frauen vom Wählerwillen abgewichen. Verzerrt wurden die Ergebnisse dadurch nicht. Deshalb gelten die US-Präsidentschaftswahlen als:

quasi-direkte Wahlen

Emil Hübner, Ursula Münch

Politologen

Die Zahl der Wahlmänner und Wahlfrauen in den 50 Bundesstaaten sowie der Hauptstadt, dem Bundesdistrikt Washington D.C., hängt von der Einwohnerzahl ab. Insgesamt gibt es 538 Wahlleute. Für einen Sieg ist die absolute Mehrheit erforderlich, das sind mindestens 270 Wahlleute.

Die Anzahl der Delegierten, die nach dem Wählerwunsch später den Präsidenten wählen, entspricht aber nicht der Anzahl der Wählerstimmen. Es gilt in den Bundesstaaten das Mehrheitswahlrecht. Bedeutet: Der Kandidat, der am Election Day am 5. November in einem Bundesstaat die meisten Stimmen erhält, bekommt alle Wahlleute dieses Bundesstaates. "The winner takes it all." Die anderen Wählerstimmen verfallen.

Die Wahlberichtigten wählen den Präsidenten - allerdings nicht direkt. Zunächst entscheiden ihre Stimmen über die Wahlleute.

Zum Beispiel geben sie ihre Stimme dem Kandidaten der Demokraten.

Oder sie wählen den Kandidaten der Republikaner.

Der Kandidat mit den meisten Stimmen bekommt alle Wahlleute des Bundesstaates zugesprochen. Die anderen Wählerstimmen verfallen.

Später wählen die Wahlleute entsprechend dem Wählerwillen aus ihrem Bundesstaat den Präsidenten.

Das Mehrheitswahlrecht am Beispiel Kalifornien: Der einwohnerstärkste Bundesstaat der USA schickt in die offizielle Präsidentenwahl 54 Wahlleute. Zwar erhalten auch in Kalifornien die Republikaner nicht wenige Stimmen. Die meisten Wählerinnen und Wähler stimmen aber traditionell für die Demokraten. Somit werden wohl auch bei dieser Wahl alle 54 Wahlleute den Demokraten zugeschlagen. Bei den beiden kleinen Bundesstaaten Maine und Nebraska gibt es übrigens Ausnahmen vom Mehrheitswahlrecht.

Es liegt an diesem Mehrheitswahlrecht, dass sich der Hauptwahlkampf auf die Swing States konzentriert. Denn anderswo ist das Wahlergebnis - zumindest meistens - vorher klar.

Das Mehrheitswahlrecht ist zudem der Grund, warum bei der Präsidentschaftswahl nur zwei Parteien wirklich relevant sind:

Der Wähler möchte seine Stimme nicht sinnlos vergeuden. Im Zweifel stimmt er lieber für das kleinere Übel als für den bevorzugten Drittkandidaten.

Birgit Oldopp

Politologin

Was passiert am Election Day?

Am Dienstag, 5. November, können die Bürgerinnen und Bürger der USA schließlich abstimmen, wer Präsident wird. Die ersten Wahllokale öffnen um 6 Uhr deutscher Zeit, die letzten schließen wegen der unterschiedlichen Zeitzonen in den USA erst am Mittwoch, 6. November, um 6 Uhr morgens. Vorab ist auch eine Briefwahl möglich.

Bei der Auszählung fällt der Blick vor allem auf die wahlentscheidenden Swing States. In welchem Staat können die Demokraten siegen, in welchenm die Republikaner? Wer bekommt die nötigen 270 Wahlleute zusammen? Das vorläufige Ergebnis steht in der Regel schon in der Nacht auf Mittwoch (deutsche Zeit) fest.

Ist das Ergebnis in der Wahlnacht klar, endet das Drama der Präsidentschaftswahl traditionell mit einem versöhnlichen Akt: Bei der Concession Speech räumt der Wahlverlierer seine Niederlage ein. Donald Trump hat seine Niederlage vor vier Jahren im Wettstreit mit Joe Biden bis heute nicht eingeräumt.

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Nach der Wahl: Was passiert bis zur Amtseinführung?

Zwar steht die Siegerin oder der Sieger nun bereits fest. Offiziell geht die US-Präsidentschaftswahl aber noch weiter. Am 17. Dezember kommen die Wahlleute (Electors) im Electoral College zusammen. Das geschieht nicht an einem zentralen Ort, sondern in den einzelnen Bundesstaaten. Und auch dann steht der Sieger offiziell noch nicht fest.

Erst am 6. Januar 2025 werden die Stimmen des Electoral College während einer gemeinsamen Versammlung von Senat und Repräsentantenhaus ausgezählt. Jetzt wird offiziell verkündet, wer in den kommenden vier Jahren Präsident sein wird.

Die feierliche Amtseinführung, der Inauguration Day, findet am 20. Januar 2025 statt. An diesem Tag beginnt die neue Amtszeit - rund ein Jahr nach Beginn der Vorwahlen.

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🗳️ Kritik am US-Wahlsystem

Am System der US-Präsidentschaftswahl kommt immer wieder Kritik auf. Mal betrifft sie den Kern des Wahlsystems mit den Wahlleuten und der Mehrheitswahl, mal die Finanzierung. Die Hintergründe:



Warum ist die US-Präsidentschaftswahl so kompliziert?

Das hat historische Gründe. Zwar mag das US-Wahlsystem aus heutiger Sicht veraltet erscheinen. Zu seiner Einführung im Jahr 1789 war es aber modern. Die Französische Revolution hatte noch nicht begonnen, und in der Mitte Europas regierte noch der Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, als George Washington bereits das Amt des ersten US-Präsidenten antrat.

Die langwierige und indirekte Wahl war im Amerika jener Zeit durchaus sinnvoll. Denn in dem riesigen Land, in dem sich Nachrichten im Tempo der Postkutsche verbreiteten, wäre eine zeitgleiche Wahl nicht möglich gewesen. Außerdem konnten gerade die Menschen in den vielen ländlichen Gegenden kaum Anteil an der nationalen Politik nehmen - da kam den Wahlmännern tatsächlich noch die Aufgabe zu, im Vertrauen der Wähler stellvertretend für sie zu wählen.

Mittlerweile haben sich im Wahlsystem aber Probleme aufgetan, die es so früher noch nicht gab, zum Beispiel bei der Finanzierung.

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Ist die Finanzierung der Wahlkampagnen noch angemessen?

Wer im Vorwahlkampf Erfolg haben will, braucht viel Geld. Im Hauptwahlkampf erst recht. Die Präsidentschaftswahlen werden zwar öffentlich bezuschusst. Aber wer die Förderung in Anspruch nimmt, unterliegt Beschränkungen in den Ausgaben. So durften Kandidaten 2012 bei einer maximalen öffentlichen Förderung von 22,8 Millionen US-Dollar höchstens das Doppelte ausgeben.

Mittlerweile verschlingen die Präsidentschaftswahlkämpfe immense Geldsummen. Daher hat sich durchgesetzt, dass die zwei Hauptkandidaten weder für die Vorwahlen noch für die Hauptwahlen öffentliche Gelder in Anspruch nehmen. Stattdessen gibt es groß angelegte Spendenkampagnen.

Das Ergebnis: Sowohl Trump als auch Biden hatten für den Wahlkampf 2020 riesige Einnahmen und Ausgaben. Trump nahm nach Recherchen des Rundfunk-Netzwerks NPR sogar 300 Millionen Dollar mehr ein als Biden - und zwar:

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Zwar gibt es Wahlkampf-Finanzierungsgesetze. Trotzdem haben die Kandidaten Möglichkeiten, Spenden in beliebiger Höhe von beliebigen Spendern anzunehmen, also auch von Unternehmen und Gewerkschaften. Das sorgt für Kritik. Denn es lässt Fragen nach der Unabhängigkeit der Präsidenten aufkommen. Und es schmälert die Chancen von Vorwahl-Kandidaten, die keine riesigen Budgets haben.

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Welche Zukunft hat das US-Wahlsystem?

Die Kritik am Wahlsystem betrifft nicht nur die Finanzierung der Wahlkämpfe. Manchmal gibt es auch Zweifel am alten Prinzip "The winner takes it all" - vor allem dann, wenn ein Kandidat zwar in der Summe mehr Wählerstimmen erhält, aber weniger Wahlleute. So erging es zum Beispiel Hillary Clinton 2016 gegen Trump. Auch Al Gore verlor auf diese Weise 2000 gegen George W. Bush. Clinton und Gore hatten mehr Wähler, aber verloren trotzdem.

Hinzu kamen bei Bush und Gore allerdings noch Ungereimtheiten in Florida. So besteht weiterhin der Verdacht, dass Afro-Amerikaner in Teilen von der Wahl ausgeschlossen wurden, zum Beispiel wegen zu langer Schlangen an Wahllokalen und weil ihnen gesagt worden sei, es gebe keine Wahlzettel mehr. Bei einem hauchdünnen Vorsprung Bushs im großen Florida von nur 537 Stimmen sind das schwere Vorwürfe.

Kritik wird auch immer wieder daran laut, dass für die zeitgleich stattfindenden Wahlen zum Repräsentantenhaus Wahlkreise so verändert werden, dass sich die Ergebnisse verschieben.

Trotzdem müsse nicht das ganze US-Wahlsystem reformiert werden, sagen Expertinnen und Experten.

Das amerikanische Wahlsystem krankt … vor allem an Organisations- und Finanzierungs­mechanismen, nicht so sehr an seinem ursprünglichen institutionellen Aufbau.

Jan Techau, Autor und Politikberater

Über dieses Thema berichteten wir auch am 13.03.2024 in der "Aktuellen Stunde" im WDR Fernsehen.

Diesen Beitrag gibt es auch als englische Fassung für planet schule: "US Election 2024: How Americans choose their president"



Unsere Quellen:



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