Diese Website verwendet Funktionen, die Ihr Browser nicht unterstützt. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf eine aktuelle Version.
WDR

Autoren: Louisa Heerde, Jörn Kießler
Redaktion: Julia Linn, Sarah Sanner
Videos: Louisa Heerde

Medien
  • WDR



























Urlaubsfotos von Kindern teilen?

So geht's sicher

Der erste Sprung des Sohnes in den Pool, das Eis am Strand oder das Foto der kleinen Tochter mit dem süßen Katzenbaby auf dem Ferienhof - viele wollen die Daheimgebliebenen an ihren Urlaubs-Erlebnissen teilhaben lassen. Geht ja mit WhatsApp, Signal oder den sozialen Medien ganz einfach. Aber gerade da lauern auch Gefahren. Wie teilt man die Bilder seiner Kinder sicher mit den Liebsten, ohne die Kontrolle zu verlieren?

Von Louisa Heerde und Jörn Kießler



Wie umständlich war es früher, den Daheimgebliebenen einen Gruß aus dem Sommerurlaub zu schicken. Die richtige Postkarte aussuchen, Briefmarke kaufen, den Text schreiben und dann auch noch einen Briefkasten im Urlaubsort finden. Oft wurden die Karten erst am letzten Tag verfasst oder reisten jungfräulich im Koffer mit zurück in die Heimat.

Im Smartphone-Zeitalter ist das schon lange nicht mehr so. Mit dem Handy wird einfach ein Foto gemacht, ein kurzer Text dazu und Sekunden später ist die digitale Postkarte schon bei Oma und Opa angekommen. Wer will, kann die Grüße auch in einer Gruppe bei WhatsApp, Signal, Threema, Facebook und Co. verschicken und erreicht gleich alle Freunde und Verwandte in der Heimat auf einen Schlag. Oder man postet den malerischen Sonnenuntergang am Strand einfach direkt bei Instagram und macht dort alle Menschen, die einem auf dem sozialen Netzwerk folgen, neidisch.

Ein weiterer Vorteil: Statt eine Karte mit einem schönen aber unpersönlichen Foto vom Urlaubsort zu verschicken, bekommen die Nachbarn ein Selfie der Urlauber vor der Akropolis, der sportbegeisterte Bruder ein Bild vom Wasserskifahren und Oma und Opa ein Foto von den Enkeln, die am Strand spielen.

Kinderfotos sicher teilen - hier geht's direkt zu den Tutorials:

📱 WhatsApp, Signal und Co: Sicher im Messenger 📱 Facebook und Instagram: Worauf Eltern in sozialen Medien achten können 📱 Für Kinder: Die wichtigsten Tipps rund um deine Fotos

Keine Kontrolle übers Bild: Das sind die Gefahren

"In dem Moment, in dem man Aufnahmen von Kindern verschickt, sollte man sich gut überlegen, wie und an wen man sie schickt und vor allem, was darauf zu sehen ist", sagt Matthias Herfen, Leiter des Kriminalkommissariats 17 der Polizei Düsseldorf, das sich mit Kinder- und Jugendpornographie beschäftigt. "Vor allem bei Fotos, die auf Social Media gepostet werden, hat man im Nachhinein keine Kontrolle mehr, was damit passiert."

Andere User könnten sich das Bild speichern, es weiterschicken, bearbeiten und verändert erneut posten. Bei einem Foto von einem Sonnenuntergang am Strand mag das kein Problem sein. Wenn Kinder in Badehose oder Badeanzug darauf sind, schon.

"Wir haben immer wieder den Fall, dass wir bei pädosexuell-orientierten Tätern auf den beschlagnahmten Computern sogenanntes Präferenzmaterial finden", erklärt Herfen. Das seien Bilder, auf denen oft nackte oder leicht bekleidete Kinder zu sehen seien. "Diese Bilder haben keine pornografische Anmutung, ihr Besitz ist deswegen auch nicht strafbar", sagt Herfen. Dennoch suchten die Täter gezielt nach solchen Fotos im Netz. "Das kann auf Internetseiten von Modefirmen sein, die Kinderunterwäsche verkaufen, oder eben auch in sozialen Netzwerken."

Untersuchungen zeigen: Auf Plattformen wie Instagram gibt es ein regelrechtes Netzwerk, um untereinander fremde Kinderfotos auszutauschen.

So sind Pädokriminelle über Instagram und Co. vernetzt | mehr Infos

Wie hilfreich Instagram für pädosexuelle Täter ist, zeigte erst kürzlich eine Untersuchung des Wall Street Journals und der Universitäten Stanford und Massachusetts Amherst: Instagrams Algorithmen helfen ihnen beim Finden von neuen Fotos und schlagen Accounts von Gleichgesinnten vor, so die Forscher. Schließlich sind die sozialen Medien darauf ausgelegt, Menschen mit ähnlichen Interessen zu vernetzen. Untereinander nutzen sie einen Code und geben sich mit bestimmten Emojis und Hashtags zu erkennen, wonach sie suchen. Manche von ihnen sammeln riesige Datenmengen verschiedener Kinderbilder und bieten sie auf Instagram zum Verkauf an, andere fühlen sich zu einzelnen Kindern ganz besonders verbunden. So landen vermeintlich unverfängliche Kinderfotos im Darknet – manche sogar mit Ortsmarken oder Klarnamen der Kleinen.

Dazu komme, dass Bilder auch manipuliert werden. "Dann wird beispielsweise der Kopf eines Kindes mit einem Grafikprogramm auf dem Bild eines nackten Körpers montiert", sagt Herfen.

Mir fällt wirklich kein Grund ein, warum ich irgendein Nacktbild von meinem Kind mit einer mir unbekannten Öffentlichkeit teilen sollte.

Kriminalhauptkommissar Matthias Herfen

Herfen rät deshalb dazu, sich vor dem Verschicken solcher Aufnahmen zwei Fragen zu stellen: Würde ich selbst wollen, dass jemand so ein Bild von mir sieht? Und wer sollte das Bild überhaupt sehen?

Wer diese zwei Punkte beachte, müsse keine Angst davor haben, Kinderbilder an Freunde und Verwandte zu schicken oder auch unter bestimmten Umständen auf Social Media zu teilen.

💡 Hier geht's zu einem Film von "die story": Kinderfotos im Netz: Gepostet, geklaut, missbraucht

WhatsApp, Signal und Co: Sicher im Messenger

Grundsätzlich rät Herfen dazu, Bilder überlegt zu verschicken. "Die sicherste Methode ist natürlich, das Bild nur zu zeigen", sagt er. "Wenn man ein Bild elektronisch tauscht, sollte man aber sicherstellen, dass nur der von mir gewünschte Empfänger das Bild sieht."

Zudem empfehle es sich, die Sicherheitseinstellungen der genutzten Programme genau zu betrachten. Viele Messenger bieten beispielsweise die Funktion an, dass Bilder beim Empfänger-Handy nur einmal angezeigt werden können. So kommt es gar nicht erst dazu, dass Fotos unbedacht weitergeleitet werden.

Um Oma, Opa und die Lieblingstante zu versorgen, sei aber auch eine kleine Familiengruppe denkbar, sagt Herfen. "Da ist dann nur wichtig, dass diese so überschaubar ist, dass man wirklich jede Person darin kennt."

Skeptischer ist er beim Status, den zum Beispiel WhatsApp oder Signal anbieten: Hier können erstmal alle die Statusmeldung sehen, die ihre Telefonnummern gegenseitig abgespeichert haben. Herfen rät dazu, die Kontrolle zu übernehmen und nur einzelnen Kontakten den Zugriff zu erlauben. Signal fragt direkt beim Posten ab, wer die "Story" sehen darf. Auf WhatsApp muss man beim Posten genauer hinschauen – oder in den Datenschutz-Einstellungen dafür sorgen, dass Status-Bilder immer nur bestimmte Kontakte erreichen.

Wie das geht, zeigt dieses Video:

0:00/0:00

Kinderfotos in sozialen Medien?

Zu noch mehr Vorsicht rät Herfen, wenn die Bilder in sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram gepostet werden. Hier wächst nicht nur das Publikum, sondern auch die Gefahr. Initiativen raten dazu, keine Namen und genauen Orte in sozialen Medien zu nennen und nur ausgewählten Personen die Fotos zu zeigen. Dabei helfen auch die Privatsphäre-Einstellungen, mit denen man bei Facebook und Instagram seinen Account, Posts und Story-Beiträge nur für einem bestimmten Kreis zugänglich machen kann.

Worauf Sie bei Instagram achten können:

0:00/0:00

Auch bei Facebook können Beiträge, Storys und Reels von einem großen Kreis an Menschen angeschaut und weiter geteilt werden - außer, man ändert diese Voreinstellungen.

Das Video zeigt, wie:

0:00/0:00

"Wichtig ist uns als Polizei, dass die Leute nicht in Angst und Panik verfallen", sagt Herfen. "Ein überlegter Umgang mit den genutzten Programmen und angepasste Sicherheitseinstellungen sind immer sinnvoll."

💡 Hier geht's zu einem Foto-Guide der Initiative SCHAU HIN!: Diese Fragen sollte man sich vor dem Posten stellen

Für Kinder: Die wichtigsten Tipps rund um deine Fotos

Wenn die Kinder älter werden, kann man mit ihnen zusammen entscheiden, ob ein Bild weitergeleitet oder gepostet wird - und ihnen so direkt zeigen, wie ein verantwortungsvoller Umgang mit dem eigenen Bild funktioniert.

Zum Screenshoten und Weiterschicken - hilfreiche Tipps für Kinder:



💡 Hör-Tipp für Kinder: Welches Recht am Bild haben Kinder und Jugendliche? | MausLive 💡 Lese-Tipp für Eltern: Das erste Handy: So können Eltern das Smartphone kindersicher machen



Übrigens: Den richtigen Umgang mit Medien lernen Kinder auch bei der MausKlasse – einem medienpädagogischen Format für vierte und fünfte Klassen in NRW. Die Schüler und Schülerinnen werden dabei vom Team der Maus eine Woche lang zu echten Radioreportern ausgebildet. Dabei lernen sie ganz spielerisch viele Tipps und Tricks im Umgang mit Medien. Die Beiträge, die die Kinder produzieren, kann man sich hier anhören.