IS-Opfer
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Swad Hamad Chamad
Als der IS kam, haben wir das Haus um 8 Uhr
morgens fluchtartig verlassen. Meine Töchter, meine Onkel, insgesamt sieben
Familienmitglieder sind in Geiselhaft geraten. Sie wurden am Fuße des Bergs
festgenommen. Wir sind dann nach Kurdistan gekommen. Seit vier Jahren sind wir
hier und haben keine Neuigkeiten über die verschollenen Familienmitglieder. Gar keine.
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Die Flüchtlingscamps
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Noori Saeed Khudur – Angehender Psychotherapeut
Noori: Wie sieht es aus
mit deinem Appetit und deinem Schlaf?
Swad: Es ist schlechter
geworden. Mir geht es von Tag zu Tag schlechter. Jedes Mal, wenn eine befreite
Geisel hier ankommt, kann ich an dem Tag weder essen noch schlafen. Ich kann
dann gar nicht mehr sprechen – ich muss sofort weinen.
Noori: Und bist du noch
immer gereizt?
Swad: Ja. Ich bin sehr
gereizt. Ich bin wahnsinnig. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht mit meinen
Kindern streite. Weil ich so gereizt bin, so verbittert und voller Wut.
Noori: Verstehe. Deine ganze Wut lädst du bei
ihnen ab, nicht wahr?
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Die Therapeuten
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Jan Ilhan Kizilhan – Psychotraumatologe
Wir müssen in der Lage sein, ihnen das Know how
zu geben. Und wir sagen „kultursensitiv“ - das heißt, wir kommen mit der
westlichen Vorstellung von Gesundheit, von Krankheit. Wir haben gute Techniken,
die medizinisch-therapeutisch überprüft worden sind. Aber die müssen auf diese
Kultur angepasst werden, damit tatsächlich diese Menschen hier gut behandelt
werden.
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Jan Ilhan Kizilhan – Psychotraumatologe
Sie gehen eher zu einem Psychiater. Wenn
überhaupt, dann muss es ein Arzt sein und wenn ich eine psychische Erkrankung
habe, soll er mir Medikamente geben. Und durch das Medikament soll das ganze
Problem plötzlich verschwinden. Jetzt sagen wir: Nein, das ist aber wichtig,
dass sie über diese Dinge sprechen. Und wir helfen ihnen, zu lernen damit
umzugehen und die Symptome zu reduzieren.
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Die Therapie
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Medya – Musste vor dem IS fliehen
Kizilhan: Wie geht es dir nachts?
Schläfst du durch oder hast du Ängste?
Medya: Ich schlafe durch.
Kizilhan: Hast du noch Ängste?
Medya: Nicht mehr wie früher.
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Jan Ilhan Kizilhan – Psychotraumatologe
Wir haben ihr dann
eine Therapeutin zur Seite gestellt, und sie hat lange Zeit gebraucht, bis sie
Vertrauen zu ihr hatte. Das ging dann erst einmal über Zeichnungen und kleine
Gespräche. Mit der Zeit konnte sie sich öffnen und hat mit der Therapeutin auch
angefangen zu sprechen, neben den Zeichnungen. Und ich wollte sie heute
nochmals sehen, und sie sagt auch, die Eltern bestätigen, dass die
Krampfanfälle deutlich zurückgegangen sind.
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Swad Hamad Chamad
Zuerst kam die Kleine
frei. Als sie bei der Anlaufstelle für Jesiden eintraf, rief man meinen Mann an
und hat ihn benachrichtigt, dass sie dort sei. Ich habe vor Freude geweint. Und
nach einem Monat kam dann auch sie zurück. Ich konnte gar nichts sagen. Nicht
ein einziges Wort konnte ich sagen. Ich war wie verrückt.
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Noori Saeed Khudur – Angehender Psychotherapeut
Kristina ist ein sehr
ruhiger und in sich gekehrter Typ. Sie ist sehr nachdenklich und sehr, sehr,
sehr traurig. Dagegen ist Hediye ein sehr gereizter Typ. Sie ist sehr streitsüchtig.
Sie stiftet viel Unruhe und ist mit allem unzufrieden. Sie lehnt alles ab. Wenn
man ihr beispielsweise Hilfe anbietet, sagt sie direkt, sie bräuchte diese
nicht.
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Teufelskreis durchbrechen
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Jan Ilhan Kizilhan – Psychotraumatologe
Stellen Sie sich vor – Kindersoldaten, die Teil
des IS waren. Die so eine Gehirnwäsche durchlebt haben, die in der Lage waren,
selber andere Leute umzubringen und die zum Teil auch ihre Verwandten
umgebracht haben. Sie kommen zurück mit einem hohen Potenzial von Aggression,
von Impulskontrollstörungen. Und sie bleiben unbehandelt. Da müssen wir kein
Prophet sein, um zu erkennen, dass wir schon jetzt die nächste Generation von
Terroristen züchten, die dann irgendwann diese Gesellschaft in Unheil
versetzen.
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