NRW steht still
Das stille Land
Unser Blick auf NRW im ersten Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 zeigt ungewöhnliche Bilder und Daten - aber auch, wie die Menschen mit den Herausforderungen umgehen.
Ruhemodus
Bilder von einem Land, das im Jahr 2020 inne hält angesichts des neuen Virus'; von Orten, die wir so noch nie gesehen haben. Bilder von unserem Land in einem Ausnahmezustand.
Verkehr und Handel
Leere Straßen im Stauland Nr. 1
Zwar fahren immer noch Lastwagen und Autos auf den Autobahnen – doch der Verkehr staut sich höchstens nach Unfällen, an Baustellen, oder wenn die Autobahn gesperrt werden muss. Insgesamt ist der Autoverkehr um 40 bis 50 Prozent zurückgegangen.
Pünktliche und leere Züge
Einziger Lichtblick: So pünktlich wie jetzt war die Bahn noch nie – da weniger Menschen an den Bahnhöfen ein- und aussteigen, verlieren die Züge nicht mehr so viel Zeit.
Kräftige Einbußen muss auch der Nahverkehr hinnehmen. „Wir haben 80 bis 90 Prozent weniger Fahrgäste“, so Oliver Wolff, der Hauptgeschäftsführer des Verband Deutscher Verkehrsunternehmen.
Weniger draußen
Die sind aber auch ein Indiz dafür, dass sich die Menschen an die auferlegten Kontaktbeschränkungen halten. Das zeigen auch die Daten: Über eine Woche haben Datenjournalisten Ende März unter anderem Google-Bewegungsdaten an Hauptbahnhöfen und S-Bahn-Haltestellen erhoben.
Das Ergebnis: Im Durchschnitt hielten sich dort 60 Prozent weniger Menschen auf als üblich.
Einbrüche im Handel
Die Folge: leere Innenstädte. Die Zahl der Passanten auf einer der größten Einkaufsstraßen von Köln ist Mitte März 2020 komplett zusammengebrochen. Auch dazu gibt es Daten.
Die Zahlen zeigen: Statt der 70.000 Menschen an einem normalen Samstag kommen jetzt nur noch 5.500 Passanten, die vor den geschlossenen Geschäften stehen.
Leere Innenstädte
Viele Einzelhändler werden die Corona-Krise nicht überstehen – Experten schätzen, dass es etwa ein Fünftel der Händler trifft. Allerdings gibt es auch hier ein wenig Hoffnung. Nach Angaben des Handelsverbands NRW hat der Onlinehandel zwar deutlich zugenommen, doch 70 Prozent der Kunden würden eher auf Konsum verzichten – und verschieben ihn auf die Zeit nach der Krise.
Freizeit
“Abstand muss sein ...“
Ab März 2020 machte sich das vor allem in den Supermarktregalen bemerkbar. Die Kurve zeigt, wie die Absatzzahlen von Mehl in der Vorweihnachtszeit ansteigen. Doch diese Zahlen wurden im März noch deutlich übertroffen. Auch Toilettenpapier stand plötzlich hoch im Kurs.
Schlange stehen
Das belegen auch aktuelle Handydaten. Im Schnitt ist die Besuchsfrequenz in Supermärkten NRW-weit um etwa ein Drittel zurück gegangen.
Die Daten zeigen auch: die Zeiten haben sich geändert, in denen es im Supermarkt voll wird. Ein schneller Einkauf ist oft ab 17 Uhr möglich: In fast allen Kreisen in NRW ist zwischen 17 und 19 Uhr am wenigsten los. In Bielefeld und Gütersloh sind dagegen um 9 Uhr die wenigsten Menschen in Supermärkten.
Sportstätten dicht
Das gilt in großen Teilen auch für den professionellen Sport. Große Veranstaltungen wie die Fußball-Europameisterschaft und die Olympischen Spiele wurden verlegt, die Deutsche Eishockeyliga hat ihren Betrieb eingestellt.
In der Fußball-Bundesliga bangen nach Angaben des Magazins "kicker" fast die Hälfte der Clubs um ihre Existenz. Die Kosten für Personal und Anlagen laufen weiter, die Einnahmen fehlen. Die Clubs hoffen nun auf eine Beendigung der Saison mit "Geisterspielen" - also Spielen ohne Zuschauerbeteiligung – wegen der Werbeeinnahmen und den TV-Rechten.
"Besser als nichts"
Das Meinungsbild war aber gespalten: Auf die Frage, ob sie für eine Fortsetzung der Bundesliga mit Geisterspielen ab Mai 2020 seien oder nicht, antworteten 52 Prozent der Befragten mit ja, 30 Prozent antworteten mit nein. Fast jede Fünfte (18 Prozent) sagte, dass ihn das Thema nicht interessiere.
Miteinander
Es gab aber auch handfestere Solidaritätsaktionen. So sollen „Gabenzäune“ die mehr als 40.000 obdachlosen Menschen in NRW unterstützen. Gleichzeitig bildeten sich Initiativen, um in der Nachbarschaft dafür zu sorgen, dass Geschäfte, Restaurants oder Gaststätten die Krise überstehen.
Wirtschaft
Wirtschaft in der Krise
Zum Beispiel den Autozulieferer Heinrich Huhn GmbH im sauerländischen Drolshagen.
Geschäftsführer Tanuj Huhn hat 270 seiner 330 Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Die Produktion steht still. Ohne Entlassungen werde er maximal drei Monate durchhalten, so Huhn.
Rettungsanker Kurzarbeit
Sicher ist aber: Das Instrument der Kurzarbeit schafft für die Unternehmen die Möglichkeit, ihre Mitarbeiter zu halten. Denn wenn die Konjunktur wieder anspringt, sind gerade die Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt begehrt.
Bauern ohne Erntehelfer
Mit einer Sonderregel hat die Bundesregierung darauf reagiert und für etwa 40.0000 Erntehelfer die Einreise unter strengen Vorgaben erlaubt.
Gleichzeitig rekrutieren die Landwirte über spezielle Jobbörsen zusätzliche Helfer, um die Spargel- und Erdbeerernte einzubringen und für den Sommer Pflanzen zu setzen. Auf den Spargel müssen die Deutschen in der Quarantäne also nicht verzichten. Sie kaufen ihn aber bewusster, wie Spargelbauer Stephan Kisters aus Geldern festgestellt hat.
Kultur
Kultur ohne Publikum
Auch für die Kulturbetriebe bedeutet jeder Tag ohne Aufführung einen Verlust in der Kasse. Beispiel Kinos: 909 Kinosäle gibt es in den 275 Kinos in NRW. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 24 Millionen Tickets verkauft, die Umsätze lagen bei 212,4 Millionen Euro. Doch seit Mitte März bleibt der Vorhang zu.
Die Rückkehr der Autokinos
Die Betreiber freuen sich, dass sie die Abstands- und Hygieneregeln einhalten können, wie Frank Peciak vom Autokino Essen erzählt. Und für die Zuschauer sei es eine willkommene Abwechslung im Alltag.
Nachtleben im Wohnzimmer
Weil die bewährten Auftrittsmöglichkeiten fehlen, nutzen viele Künstler das Internet, um ihr Publikum zu erreichen. Das macht auch der Kölner DJ Tobias Thomas. Er legt in einem leeren Club auf und wird dabei live gestreamt.
Das letzte Mal, als er alleine in einem Club aufgelegt hat, war Blitzeis der Grund für den verwaisten Dancefloor. Seine Hoffnung: Die Clubs überleben die Krise und blühen nach der Krise wieder auf.
Das Virus in NRW
Zum AnfangDas Warten aufs Ergebnis
Ausgewertet werden die Tests in etwa 20 Laboren, die jeweils pro Tag maximal 20.000 Tests bearbeiten können.
Kurve flacht langsam ab
Dieser erste Schritt wurde Mitte April erreicht – und legte damit den Grundstein für eine erste Lockerung der Maßnahmen.
Weiterführende Informationen
Mehr Informationen
Das stille Land - NRW hält inne
Die Dokumentation: "Das stille Land - NRW hält inne" zeigt spektakuläre Bilder eines Landes im Ausnahmezustand.
Aktuelle Daten zur Corona-Krise
Wie viele Menschen sind infiziert und wie entwickelt sich die Zahl der Infektionen im Laufe der Zeit? Hier finden Sie täglich aktualisierte Daten zur Corona-Pandemie.
Heimatflimmern
Heimatflimmern erzählt spannende Geschichten über das Land, seine Kultur, seine Traditionen, Strukturen und Helden.