Die Menschen
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Die Katastrophe
Am Nachmittag des 24.07.2010 liefen die ersten Eilmeldungen ein: Auf der Loveparade in Duisburg hatte es eine Massenpanik gegeben, mehrere Menschen starben.
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Die Folgen
Der Tag danach: Zwischen Müll und leeren Flaschen zwei Kreideumrisse auf dem Asphalt - hier starben Menschen. Fünf Jahre danach: nackter Asphalt und eine schlimme Erinnerung.
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"Du hast die Leute sterben sehen - warum?"
Anfangs konnte Thorolf Schmidt seinen Alltag noch normal bewältigen. Erst mit der Zeit kamen die Alpträume. Und immer wieder die Frage: Warum mussten 21 Menschen sterben?
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Sanitäter an der Unglücksstelle.(24.7.2010)
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Thorolf Schmidt selbst erinnert sich nicht mehr, wie er aus der Menge herauskam. Doch die Bilder von Rettungssanitätern, die um ihn herum Besucher wiederbelebten, verfolgen ihn bis heute. Über 650 Menschen wurden bei der Massenpanik teils schwer verletzt.
Schreiende Menschen, die übereinanderliegen, in Todesangst versuchen, aus der Masse herauszukommen. Schmidt selbst wollte all diese Bilder vergessen. Er machte sich selbstständig, arbeitete, um sich abzulenken, wie er sagt. Doch die Erinnerungen kamen wieder - auch in ganz banalen Alltagssituationen.
Sanitäter an der Unglücksstelle.(24.7.2010)
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"Enge verbinde ich automatisch mit dem Tod"
An der Supermarktkasse kann sich Thorolf Schmidt seit dem Unglück nicht mehr anstellen - dann fühlt er sich eingeengt und gerät in Panik. Auch Aufzüge kann er seit der Katastrophe nicht mehr benutzen.
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Der Prozess
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Matthias Breidenstein, Sprecher Landgericht Duisburg
"Die zeitliche Dimension ist allen bewusst. In der Regel wird drei Mal in der Woche verhandelt. Der Verlauf der Verhandlung hängt jedoch von der Interaktion aller Beteiligten ab."
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Viele Verletzte und Hinterbliebene hatten die Hoffnung auf einen Strafprozess fast verloren.
Dreieinhalb Jahre dauerten die Ermittlungen. Dann erhob die Staatsanwaltschaft Duisburg im Februar 2014 Klage gegen sechs städtische Mitarbeiter und vier des Veranstalters Lopavent. Der Vorwurf: schwere Fehler bei der Planung
und Durchführung der Loveparade 2010.
Richter des Landgerichts Duisburgs prüften die Anklage zwei jahre lang. Dann der Paukenschlag: Die Klage wurde abgewiesen. Grund: Die Juristen zweifelten das zentrale Gutachten eines britischen Panikforschers an.
Erst die Beschwerde beim Oberlandesgericht Düsseldorf machte den Weg zum Strafprozess frei. Dort sahen die Richter keine gravierenden Mängel im Gutachten und verwiesen das Verfahren zurück an eine andere Strafkammer des Landgerichts Duisburg.
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Bärbel Schönhof, Anwältin
"Das Strafverfahren hat für die Nebenkläger eine hohe Bedeutung. Einerseits, weil es lange gedauert hat. Andererseits, weil damit die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden."
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Die Politik
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OB Sauerland tritt nicht zurück
Auf einer schnell einberufenen Pressekonferenz stellen sich Stadtverwaltung und Veranstalter der Presse. OB Sauerland macht deutlich: Eine persönliche Verantwortung für das Unglück lehnt er ab.
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"Druck aus der Bevölkerung sehr groß"
Vor der Katastrophe war Adolf Sauerland in vielen Vereinen ein gern gesehener Gast, erinnert sich die Grünen-Politikerin Claudia Leiße. Das änderte sich nach der Loveparade.
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Demonstration für die Opfer der Loveparade-Katastrophe (29.07.2010 in Duisburg)
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Im Rathaus hält die Unterstützung für den Oberbürgermeister: Nicht nur seine eigene Fraktion, auch Vertreter der Grünen stellen sich hinter Sauerland, eine erste Abwahl im Rat scheitert.
Doch außerhalb des Rathauses formiert sich Widerstand: Wenn der Oberbürgermeister öffentlich auftritt, wird er ausgepfiffen und bedroht. Für viele Duisburger trägt er die Verantwortung für die Katastrophe, sie fordern eine Absetzung Sauerlands. Dafür demonstrieren sie vor dem Rathaus, gründen Bürgerinitiativen, organisieren einen Bürgerentscheid.
Nachdem eine erste Abwahl im Rat scheitert, sammeln Duisburger Bürger 80.000 Unterschriften für ein weiteres Abwahlverfahren. Mit Erfolg: Über 129.000 Duisburger stimmen bei der Abstimmung gegen Sauerland.
Demonstration für die Opfer der Loveparade-Katastrophe (29.07.2010 in Duisburg)
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Sauerland wird abgewählt
"Damit lautet das vorläufige amtliche Endergebnis: Der OB ist abgewählt", verkündet Stadtdirektor Peter Greulich am Abend des 12. Februar 2012 - die Freude der Bürger im Rathaus ist riesig.
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"Die Verwaltung ist sehr zögerlich"
Eine Stadt lebt von Veranstaltungen, glaubt Claudia Leiße. Doch viele Vereine begegnen nun einer verängstigten Verwaltung, die mit immer strengeren Vorgaben Veranstaltungen unmöglich machen.
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Die Erinnerung
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Die Fluchttreppe
Heute sind es nur noch schmale Betonstufen - am 24. Juli 2010 war es der einzige Weg in die Freiheit: Über die Treppe flüchteten viele Besucher aus dem Gedränge. Heute stehen dort Blumen und Kreuze - als Erinnerung.
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"Ich wollte nicht alleine sein"
Ursprünglich suchte Jörn Teich selbst Hilfe - nun hilft er anderen: "Da ist jemand, der kümmert sich - da bleiben wir", sagen die Menschen zu ihm.
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Vor dem Hauptbahnhof: Das rund zehn Tonnen schwere Stahldenkmal des Duisburger Künstlers G. Losemann.
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Das Unglück soll nicht vergessen werden - darum kämpft Jörn Teich jeden Tag. Er spricht mit Angehörigen und Betroffenen, verhandelt mit Vertretern der Stadt. Jedes Jahr organisiert er eine Gedenkfeier.
2011 wurde ein Mahnmal für die Opfer errichtet: Eine 3,5 Meter hohe Stahltafel und 21 ineinander stürzende Balken, die für die Opfer stehen. Vor dem Hauptbahnhof wurden dazu 21 Magnolien gepflanzt - auch sie sollen an die Opfer erinnern. Viele kleine Zeichen, mit denen die Katastrophe in Duisburg präsent bleiben soll.
Wichtiger als diese Zeichen ist für die Betroffenen die Nacht der tausend Lichter, die ebenfalls von Jörn Teich organisiert wird. Es ist ein stilles Gedenken an das, was war. Hier können sie zusammenkommen und gemeinsam trauern. Doch auch das ist nur ein geringer Trost, weiß Helfer Teich.
Vor dem Hauptbahnhof: Das rund zehn Tonnen schwere Stahldenkmal des Duisburger Künstlers G. Losemann.
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"Ein Ziel hab ich mir nie gesetzt"
Wohin seine Arbeit einmal führen soll, weiß Jörn Teich nicht - "Das größte Ziel könnte nur sein, alles rückgängig zu machen", sagt er - aber das geht nun mal nicht.
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