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Los geht's

Fünf Instrumententüftler aus NRW denken Musikinstrumente weiter

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Auftakt

Kein Musikinstrument ist so perfekt, dass man es nicht noch verbessern könnte. Und darum feilen kreative Köpfe beharrlich an den Details – oft mit verblüffendem Ergebnis.
Kerstin Peetz und Jens Michalski haben  fünf Tüftlern aus NRW über die Schulter geguckt.
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Stickstoff entspannt Instrumente

Georg Selders aus Weeze braucht es ganz kalt.
Mit Stickstoffgas kühlt er Musikinstrumente auf etwa Minus 180 Grad Celsius herunter: Querflöten, Saxophone, Trompeten und mehr. Dadurch sinkt die Materialspannung im Instrument. Ergebnis: Es klingt und spielt sich besser.
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Instrumente in der Tiefkühltruhe

Sieht man die geschlossene Gefriertruhe auf dem linken Bild, würde man kaum glauben, dass sie Musikinstrumente beherbergt. In diesem Fall Blasinstrumente – wie das zweite Foto zeigt.

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Mehrmaliges Abkühlen und Erwärmen

In Georg Selders Tieftemperaturtruhe werden die Musikinstrumente etwa 20 Stunden behandelt. Das heißt, erst sehr langsam heruntergekühlt und dann wieder erwärmt. Und das Ganze mehrmals.

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Das Verfahren kommt aus der Industrie, wo man auf diese Weise Messer, Fräser und Bohrer behandelt. Aber schadet den Musikinstrumenten das Einfrieren nicht? Nein, denn es gibt in der Truhe selbst keine Feuchtigkeit – und damit auch keinen Frost.
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Was hat das Abkühlen jetzt gebracht?

Durch die niedrige Temperatur sollen sich Spannungen im Material lösen. Diese entstehen häufig schon bei der Herstellung der Instrumente, zum Beispiel an den Lötstellen. Dort ist das Material punktuell sehr heiß geworden und hat sich darum ausgedehnt. Das kühlere Umfeld aber nicht. Die Folge: Die Instrumente schwingen anders, und bestimmte Frequenzen werden abgedämpft.

Bei Georg Selders' Verfahren zieht sich das Material beim Abkühlen erst zusammen und dehnt sich danach beim Erwärmen wieder aus –  dadurch entspannt es sich.

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Georg Selders hat schon vor langer Zeit seine Leidenschaft für die Musik entdeckt. Später entwickelte er Bauteile, die die Klangmöglichkeiten von Trompete und Flügelhorn erweitern. Besondere Mundstücke zum Beispiel.
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Mundstücke aus individuellen Einzelteilen

Georg Selders' Mundstücke bestehen aus mehreren Komponenten, die frei kombiniert und individuell an den jeweiligen Musiker angepasst werden können.

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Georg Selders will so weit wie möglich auf die Klangvorstellungen der Musikerinnen und Musiker eingehen. Darum befasst er sich auch mit dem Instrumenten-Tuning.
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Stützen für mehr Durchsetzungskraft

Georg Selders' Stützen geben der Trompete einen schärferen und direkteren Klang.

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Georg Selders' Erfindungen geben Blechbläsern mehr klangliche Ausdrucksmöglichkeiten und machen das musikalische Leben angenehmer.

Unserem nächsten Tüftler ging es eigentlich erst mal darum, seinen eigenen Berufsalltag zu erleichtern.
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Entwässern für besseren Klang

Andrew Joy spielt ein Horn, das es so in keinem Laden zu kaufen gibt. Das liegt an einem optisch eher unscheinbaren Detail. Fehlt es, haben Blechbläser ein großes Problem.
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Problem Kondenswasser

Beim Spiel von Blasinstrumenten bildet sich unvermeidbar Kondenswasser, das mit der Zeit zu einer Wasserlache anwächst und sowohl die Ansprache als auch den Klang des Instruments beeinträchtigt. 

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Speziell Blechblasinstrumente lassen sich traditionell über Wasserklappen entwässern, die bereits bei der Fertigung an den Stimmzügen angebracht werden.
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Gießkannenprinzip

Blasinstrumente müssen während des Spielens notgedrungen vom Kondenswasser befreit werden. Das passiert normalerweise manuell über sogenannte Wasserklappen oder über das Herausziehen der Stimmzüge und das Ausleeren des Instruments nach dem Gießkannenprinzip.

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Andrew Joy veranschaulicht mit einem Plastikschlauch und Rote-Bete-Saft, wie sich das Kondenswasser im Instrument beim Spiel verhält.
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Viel kleiner als ein Bonbon, aber groß in der Wirkung: Andrew Joy hat ein Bauteil entwickelt, das Kondenswasser automatisch aus dem Blasinstrument ableitet. Ein spezieller Metallfilter im Innern des Bauteils macht's möglich. Der ist so konzipiert, dass er nicht die tonerzeugende Atemluft nach draußen lässt, sondern nur die anfallende Flüssigkeit.










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Tropfen

Andrew Joys Erfindung besteht aus einem Gehäuse und einem Filter. Sie sorgt dafür, dass das Kondenswasser beim Spielen automatisch abtropft. 

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Für die Installation des Bauteils wird ein kleines Loch in das Instrument gebohrt  und die Stelle anschließend wieder luftdicht verschlossen. Andrew Joys Erfindung eignet sich für eine ganze Reihe von Instrumenten, die je nach Art unterschiedlich viele Filter zur Entwässerung brauchen.  
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Vielseitigkeit

Das Bauteil passt an viele Instrumente, von der Piccolotrompete bis zur Tuba. Je nach Größe werden manche dieser Instrumente gleich mit mehreren dieser Filter ausgestattet. Andrew Joy hat allein auf seinem Horn 14 Stück angebracht.

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Heulschläuche und selbstspielende Standuhr

Was man eigentlich als Kinderspielzeug kennt, setzt Gerhard Kern in Bewegung – und macht Musik damit! Konstruktionen wie diese "Heulschläuche" sind seine Spezialität. 
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Mit Drehorgeln angefangen

Aus Gerhard Kerns großem Interesse für Drehorgeln erwuchs der Wunsch, eigene Instrumente zu erschaffen.

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Bald hat Gerhard Kern in größeren Dimensionen gedacht. Seitdem stattet er Kirchenorgeln mit Schlagwerkregistern aus – so wie hier in der Jesuitenkirche Sankt Peter in Köln.
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Kontakt zu Organisten

Gerhard Kern begann sich für Kirchenorgeln zu interessieren, nachdem er den Organisten Dominik Susteck kennengelernt hatte. Der ist Organist der Jesuitenkirche Sankt Peter in Köln, wo eine außergewöhnliche Orgel mit zahlreichen Schlagwerkregistern steht. Gerhard Kerns Instrumente erweitern diese Klangvielfalt noch. Sie werden in den Kirchenraum gestellt und mit dem Orgelspieltisch verbunden.

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Diese Apparatur hat Gerhard Kern in einer Standuhr verbaut. Über eine Schnittstelle kann er sie direkt an einen Orgelspieltisch anschließen. Nach einer herkömmlichen Standuhr klingt das allerdings nicht.
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Akustischer Klang, digital gesteuert

Ob angeschlagen, gezupft oder geblasen: Gerhard Kerns Instrumente erzeugen einen natürlichen, also rein akustischen Klang. Sie werden aber digital gesteuert, sodass Magnete und Motoren den Klang erzeugen.

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Für diese Orgel in der Stuttgarter Kirche "Klangraum Sankt Fidelis" baute Gerhard Kern eine Marimba. Schlagwerke sind die Spezialität des ehemaligen Sozialarbeiters. Mittlerweile hat er sogar schon Orgeln in Japan und Norwegen mit Schlagwerk ausgestattet.
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Ein Drummer macht mobil

Mobiles Drumkit

Marcus Möller spielt sein selbst erfundenes Schlagzeug.

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Als ausgebildeter Schlagzeuger ist es Marcus Möller eigentlich gewohnt, das ganz große Drumset zu bedienen. Trotzdem hat er eine Sparversion entwickelt. Der Vorteil: Er kann das Instrument sogar beim Gehen spielen.
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Machart

Die Grundplatte von Marcus Möllers Schlagzeug ist aus Multiplex-Buchenholz gefertigt. Neben einem kleinen Becken gibt es eine Bassdrum mit 14 Zoll und eine Snaredrum
mit 10 Zoll. 

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Eine große Stärke des Instruments: Mit nur wenigen Handgriffen wird aus dem stationären ein tragbares Schlagzeug.
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Unterwegs sein beim Spiel

Marcus Möller verwandelt sein Schlagzeug in einen "Bauchladen". Vorteil: Die Konstruktion erlaubt - falls erforderlich - bei einer Veranstaltung auch den raschen Standortwechsel. Und während man sich von A nach B bewegt, kann man natürlich weiterspielen. 

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Marcus Möller lässt sein Schlagzeug mit Bauchladencharakter in Köln von Hand bauen.
Auf Wunsch auch in unterschiedlicher farblicher Optik.
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Leuchtende Cajons mit Harz

Früher hat Stefan Emmerich Hubschrauber gewartet. Vor 20 Jahren lenkte er sein handwerkliches Geschick aber in andere Bahnen. Wieso? Auf Ibiza hatte er zum ersten Mal eine Cajon gehört. Und diese Sitztrommel wollte er künftig selbst bauen. 
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Gitarrenszene war Vorbild für mehr Farben

Schlichte Holzkisten sind ihm zu langweilig, darum baut Stefan Emmerich farbenfrohe Instrumente. Vorbild war ihm schon immer die Gitarrenszene, auch in Sachen Holzqualität und Verarbeitung.

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Airbrush auf Oberflächen aus Ahorn

Nach dem Beizen hebt Stefan Emmerich die feinen Verläufe des Holzes noch mit Airbrush-Technik hervor.

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Farbgebung und Materialkombination gehen hier Hand in Hand: In seiner Kölner Werkstatt verarbeitet Stefan Emmerich nicht nur Holz, sondern auch Harz.
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Flüsse aus Harz

Stefan Emmerich war im Internet über "River Tables" gestolpert - Massivholztische mit eingearbeiteten Epoxidharz-Flüssen. Er hatte schon Erfahrung mit diesem Material und kam auf die Idee, es im Cajonbau einzusetzen – auch, weil es sich beliebig einfärben lässt und in Kombination mit Holz gut klingt.

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Stefan Emmerich hat die klassische Cajon nicht nur optisch aufgewertet. Er erweiterte das Instrument um lateinamerikanische Percussion-Klänge.  
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Vier Spielflächen

Stefan Emmerich stellt eines seiner Modelle vor, das er noch um zwei Bongo- und eine Conga-Spielfläche erweitert hat. 

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Resümee

Fünf Tüftler widmen sich mit großer Hingabe der Neukreation, Entwicklung  und Optimierung von Instrumenten. Sie  sind Pioniere auf ihren Gebieten, die ihre innovativen Ideen akribisch umgesetzt und zum Erfolg geführt haben. Allein in NRW wird es vermutlich  noch viele Gleichgesinnte geben, die den Musikinstrumentenmarkt auf die eine oder andere Weise bereichern.
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