Geschäftsbericht 2017

Im letzten Jahr waren der digitale und der Wertewandel die großen Themen. Ihre vorläufige Bilanz?

Tom Buhrow: Was den digitalen Wandel angeht, wurden wichtige Weichenstellungen vollzogen und große Fortschritte gemacht. Aber wir wissen auch alle, dass Technologie Selbstzweck bleibt, wenn wir den Menschen mit unseren vielfältigen Angeboten nicht nah sind und ihnen keine Orientierung bieten. Unser Programm ist für alle und will jeden erreichen. Nicht nur sporadisch, sondern als täglicher Begleiter. Unabhängig von Alter, Bildungsgrad oder Präferenzen – wir glauben fest daran, dass wir dem Westen (und allen darüber hinaus) etwas bieten können, das das Leben bereichert und ein Stück lebenswerter macht.


Wie bewahren Sie die Qualität des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in einer immer unübersichtlicheren Medienlandschaft?

Tom Buhrow: Indem wir mit der Zeit gehen und uns trotzdem selbst treu bleiben. Und indem wir die grundsätzliche Wertschätzung allen Menschen gegenüber mit dem Umstand verbinden, dass wir uns auch wertschätzen. Ein Beispiel: 2019 wird unser crossmedialer Newsroom an den Start gehen. Journalismus 3.0 und trotzdem zutiefst öffentlich-rechtlich. Also denselben Prinzipien und Werten verpflichtet, die schon für »Zwischen Rhein und Weser« galten. Allerdings so konzipiert, dass wir die Menschen auf allen Ausspielkanälen erreichen.


Also wandeln sich die Werte gar nicht.

Tom Buhrow: Im ganz Grundsätzlichen nicht. Der WDR bleibt öffentlich-rechtlich und der WDR bleibt wertvoll und verlässlich. Im Vergleich zur Studie von 2016 stieg laut jüngster Befragung die Glaubwürdigkeit der deutschen Medien um acht Prozent, im Vergleich zu 2015 sogar um 13 Prozent. 83 Prozent der Befragten halten den öffentlich-rechtlichen Rundfunk dabei für nicht verzichtbar. Das heißt im Umkehrschluss, dass die Leistungen des WDR einen »Wert« haben – wertvoll sind. Dafür müssen wir genauso offensiv einstehen wie für die grundsätzlichen Werte, die das Zusammenleben in unserer demokratischen Gesellschaft ausmachen – und das immer und auf allen Ebenen.


Ein Satz zur digitalen Konkurrenz.

Tom Buhrow: Vielleicht sind wir, um es mal salopp zu formulieren, manchmal der Musik ein wenig hinterhergelaufen. Aber dafür sind wir auch nie vom Weg abgekommen. Denn der WDR ist integraler Teil des digitalen und kulturellen Wandels unserer Zeit, aber ohne seine Identität und seine Kernkompetenzen aufzugeben.

Wir im WDR stehen für Werte ein.
Wir spiegeln nicht einfach die gesellschaftliche Realität wider, sondern machen Meinung möglich, fördern kulturelle Vielfalt und stehen in einem offenen Austausch mit unserem Publikum.