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Autorin: Louisa Heerde
Redaktion: Julia Linn und Johannes Kolb

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Energie­spar-Helden

Mutmacher für den kalten Winter







Sie haben kreative Wege gefunden, ihre Energiekosten zu senken – oder sie helfen sogar anderen: Diese Energiespar-Helden machen Mut in Zeiten der hohen Strom- und Gaspreise und Spar-Appelle durch Bundesnetzagentur und Co.

von Louisa Heerde

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Der "Daniel Düsentrieb" des Westens 

🔤 Name: Andreas Schmitz  💼 Beruf: Ingenieur 💸 So viel spart er: Rund 2.000 Euro im Jahr 

Ich möchte mich dafür einsetzen, dass jeder, der es möchte, auch die Chance bekommt, etwas zu bewirken.

Als Andreas vor zwei Jahren in ein Eigenheim zieht, beschäftigt ihn die schlechte Dämmung des wenig sanierten Hauses. Wie kann seine Familie in dem Haus aus den 70er-Jahren klimafreundlich und sparsam leben? Der Tüftler mit Doktortitel in Maschinenbau fasst einen Plan: Er möchte einen möglichst großen Anteil an erneuerbaren Energien nutzen – und das in Marke Eigenbau.  

Zuerst kümmert er sich um eine Solaranlage, rund 3.000 Euro kosten ihn die Photovoltaikmodule und Elektronikbauteile. "Wenn ich das jetzt kaufen würde, wäre ich eher bei 12.000 Euro", sagt er. Auch einen Akku baut er sich selbst, um überschüssigen Strom aus der Solaranlage speichern zu können. Tausende gebrauchte Akkus aus E-Bikes oder Notebooks schließt er fachkundig zusammen und kann so mittlerweile 15 kWh an Energie speichern.

Das reicht, um den Strombedarf im Haus von Andreas und seiner Familie für ungefähr 18 Stunden zu decken - inklusive Heizen. Denn Andreas heizt mit kleinen, günstigen Wärmepumpen. Natürlich selbst installiert und zum größten Teil mit dem selbstgewonnenen Strom betrieben. Im Keller steht zwar noch eine alte Ölheizung, aber die läuft nur noch im Sommermodus.

Seiner Frau Scarlett war das anfangs suspekt. "Aber als dann der Stromzähler mal stillstand und man gesehen hat, wie viel gespart wird – da wurden die Augen groß." Denn durch die Eigenbau-Projekte des Ingenieurs ist seine Familie fast völlig autark. Im Jahr zahlt die Familie mittlerweile 419 Euro an Energiekosten. "Früher waren das 2.000 bis 3.000 Euro." In fünf Jahren werden sich die Mühen von Andreas so bezahlt machen, hat er ausgerechnet: Dann haben sich die Kosten für die Solaranlage und die Wärmepumpe rentiert. 

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Dass nachhaltiges Wohnen bisher meist teuer und aufwendig ist, findet Andreas falsch. Sein Wissen gibt er deshalb auf YouTube weiter. Als "Akku Doktor" gibt der Ingenieur Tipps zum autarken Wohnen – von selbstgebauten Balkon-Solaranlagen bis zur selbstgebauten Wärmepumpe. Wie groß das Interesse an Energiespar-Maßnahmen ist, beweist er dort: Mehr als 214.000 Menschen folgen ihm bereits (Stand: November 2022)

Die "Haus-Sitterin": Überwintern in Spanien

🔤 Name: Gisela Heinermann  💼 Beruf: Rentnerin aus Paderborn  💸 So viel spart sie: 120 Euro Energiekosten im Monat

Willst du alleine zuhause sitzen – oder willst du raus in die Welt gehen?

Ein großes Haus in Spanien, auf der Terrasse sonnen sich zwei Katzen. Bewohnt wird dieses Idyll von einer Rentnerin aus NRW – zumindest zeitweise. "Ich habe das Haus aber nicht besetzt", sagt Gisela Heinermann augenzwinkernd. Im Gegenteil: Gisela tut den eigentlichen Hausbesitzern einen Gefallen. Während die im Urlaub sind, kümmert sich die Paderbornerin um Hund und Katzen.  

Die Möglichkeit dazu hat Gisela auf einem Portal für "Housesitting" gefunden, auf dem sie seit Jahren angemeldet ist. Verschiedene Länder hat die 67-Jährige so schon bereist, ohne für Unterkünfte zahlen zu müssen. Bisher hat sie nur Fünf-Sterne-Bewertungen: Die Hausbesitzer schätzen ihre fröhliche und offene Art. Mit manchen sind sogar schon Freundschaften entstanden.   

Ein angenehmer Nebeneffekt fällt der Paderbornerin vergangenes Jahr auf, als sie über die Wintermonate Häuser in den Niederlanden hütet: "Als ich meine Heizrechnung überprüfte, stellte ich fest: Ich habe unglaublich viel Geld gespart." Denn während Gisela am Strand sitzt, bleibt die strombetriebene Heizung in ihrer eigenen Wohnung aus. Beim Stromanbieter hat sie Bescheid gesagt, dass sie länger weg ist – und muss nur noch Abschläge in Höhe von 25 Euro statt 147 Euro pro Monat zahlen. 

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So lange wie dieses Jahr hat sie noch nie Häuser, Hund und Katzen gesittet: Sechs Monate lang möchte die Rentnerin in Spanien bleiben – auch über Weihnachten. Einsam fühlt sie sich dabei nicht. "Ich bin Weihnachten immer alleine. Aber willst du alleine zuhause sitzen – oder willst du raus in die Welt gehen? Man hat immer die Wahl. Und diese Situation hier macht mich glücklich."

Bald kommen die Besitzer des Hauses in Andalusien zurück. Aber Gisela hat schon eine neue Unterkunft in Barcelona in Aussicht. Diesmal ohne Hund: "In der Stadt mach ich nur Häuser mit Katzen. Dann kann man besser die Museen besichtigen."

Nachhaltig Wohnen durch Housesitting | WDR.de

Vom Stromverkäufer zum Stromspar-Checker

🔤 Name: Wolfgang Schelenz 💼 Beruf: Energieberater 💸 So viel spart er:  150 Euro Energiekosten pro Jahr – für hunderte Haushalte 

Es gibt immer einen Ansatz, um helfen zu können!

10 bis 12 Stunden hat Wolfgang Schelenz früher pro Tag gearbeitet. 2011 hatte er dann einen Herzinfarkt. "Das war für mich wie ein Warnschuss – das Signal, jetzt was anderes zu machen." In seinem alten Job hatte er Strom- und Gas-Verträge verkauft. Jetzt hilft Wolfgang Schelenz Menschen mit niedrigem Einkommen, Energie zu sparen. "Man macht was für die Umwelt, hilft den Menschen. Das macht mir unheimlich viel Spaß."

Wo Wolfgang Schelenz gebraucht wird, leben oft viele Menschen auf kleinem Raum. Gespart wird eh schon, wo es geht. Trotzdem holt der Energieberater im Schnitt noch 15 Prozent der Kosten für die Haushalte raus. Darauf hofft auch Mariana Balde, die den "Stromspar-Checker" der Caritas schon erwartet: Die steigenden Energiekosten machen der dreifachen Mutter Sorgen.   

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Der Energieberater macht sich in Mariana Baldes Wohnung direkt an die Arbeit: Er misst den Wasserdurchlauf am Wasserhahn, überprüft Luftfeuchtigkeit und Glühbirnen. Wann immer er Energiefresser findet, notiert er sich, was er Mariana Balde beim nächsten Besuch mitbringen will. Diesen Service der Caritas fördert das Bundesumweltministerium: LED-Lampen, Zeitschaltuhren und Wasserspar-Duschköpfe schonen die Umwelt – und nebenbei auch den Geldbeutel von Menschen mit geringem Einkommen.  

Wolfgang Schelenz ist es aber wichtig, da nicht aufzuhören:

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Mittlerweile gibt es zwar Hilfszahlungen - aber rund um diese herrsche noch Verunsicherung. Am Schluss geht er deshalb auch die Unterlagen von Mariana Balde durch – und stellt fest, wo ihr Zuschüsse zustehen, die sie selbst bisher nie in Anspruch genommen hat.   

20 bis 30 Besuche macht der Energieberater im Monat. Im Schnitt spart jeder dieser Haushalte im Anschluss 150 Euro Energiekosten pro Jahr. Nach dem ersten Termin ist auch Mariana Balde sichtlich erleichtert. Nächste Woche besucht Wolfgang Schelenz sie noch einmal, um Energiesparer zu installieren.

Vermieter mit Herz: Er spart für seine Mieter 

🔤 Name: Norbert Fentker 💼 Beruf: Dachdecker und Vermieter  💸 So viel sparen seine Mieter: Jeweils mehr als 140 Euro im Monat

Wenn jeder Mensch ein bisschen hilft, dann ist es für keinen zu viel.

Norbert Fentker hat ein gutes Verhältnis zu seinen Mietern. Im niedersächsischen Glandorf, direkt an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen, kommt man schnell ins Gespräch. So auch, als er im Supermarkt auf Anna Raßfeld trifft, eine seiner Mieterinnen. Die Kassiererin erzählt ihm, wie sehr die steigenden Energiepreise sie belasten. "Dann stand ich an der Kasse und hab überlegt: Wie kannst du diesen Menschen helfen?"

Den Brief, den Anna Raßfeld einige Tage später liest, hält sie zuerst für einen Scherz: Während andere Vermieter ihre Miete erhöhen, senkt Norbert Fentker die monatliche Miete jeder Partei um 120 Euro pro Monat – und das erstmal ein ganzes Jahr lang. Damit die Mieterinnen und Mieter auch beim Strom sparen können, verschenkt der Dachdecker außerdem noch Solar-Anlagen. "So kann man den Menschen direkt helfen – ohne auf die Politik warten zu müssen." Anna Raßfeld spart so nochmal zusätzlich 25 Euro im Monat.

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 "Wir haben ganz viele positive Nachrichten bekommen von unseren Mietern. Was jetzt möglich ist, was jetzt leichter ist. Ob es für den Kindergeburtstag ist oder für die Weihnachtsgeschenke. Das war ein großartiges Gefühl." Ein so gutes Gefühl, dass Norbert Fentker hier nicht aufhören möchte. Um seine 22 Mietparteien zum Energiesparen zu bewegen, hat er sich schon etwas Neues überlegt: "Alles, was sie an Energie einsparen, werde ich verdoppeln." Wer also im Vergleich zum Vorjahr Energie einspart, kriegt von Norbert Fentker die Rückerstattung doppelt ausgezahlt.   

Seit Norbert Fentker damit an die Öffentlichkeit gegangen ist, steht sein Telefon nicht mehr still. "Wildfremde Leute haben hier angerufen und sich bedankt – eine Frau aus dem Sauerland hat mir sogar ein Bild gemalt." Selbst die Landesarmutskonferenz lobt den Vermieter, erzählt er stolz. Dass seine Initiative so positiv ankommt, macht ihm Hoffnung: "Ich möchte, dass möglichst viele Vermieter das sehen – und diesen Schritt nachmachen."

Energiesparen – was Mieter von ihren Vermietern verlangen können | WDR.de

Ein Dorf hält zusammen – fürs gute Klima 

🔤 Name: Renate Deniffel 💼 Beruf: Bürgermeisterin von Wildpoldsried  🌱So viel grüne Energie spart ihr Dorf: Achtmal mehr als die Bewohner brauchen

Unsere Bürgerinnen und Bürger sind die Gestalter der Energiewende!

"Für die Energiewende braucht es einen ganz klaren politischen Willen." Davon ist Renate Deniffel überzeugt. In Wildpoldsried, einem Dorf im Allgäu, gibt es diesen Willen. Seit Jahrzehnten verfolgt das Dorf Klimaziele, die der Bürgermeisterin aktuell umso wichtiger erscheinen. "Wir wollen unabhängig sein von Öl-Scheichen oder russischem Gas. Wir erzeugen hier die Energie!"

Durch Wind, Biogas, Wasser- und Solarkraft produziert Wildpoldsried inzwischen achtmal mehr Strom als die 2.500 Bürgerinnen und Bürger verbrauchen. Der Bürgermeisterin ist es wichtig, bei solchen Entwicklungen alle mitzunehmen: "Die Windräder gehören den Bürgern – nicht irgendeiner Firma, die weit weg ist und Gewinne einstreicht." Ungefähr 800 Menschen aus der Umgebung haben sich finanziell an den "Bürgerwindrädern" beteiligt. Der überschüssige Strom wird verkauft. "Bei jedem Flügelschlag klingelt es bei uns in der Kasse – und beim Bürger."

Auf öffentlichen Dächern glänzen die Solaranlagen, der Dung aus dem Kuhstall wird für Biogas verwendet. Von der Biogas-Abwärme profitiert auch die "Dorfheizung", die öffentliche Gebäude wie Kirche, Kindergarten oder Feuerwehr beheizt – aber auch immer mehr private Wohnungen oder Gewerbeflächen. "Die brauchen dann keinen eigenen Raum mehr im Keller für Öltanks oder ähnliches."

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Es sind diese Lösungen, die Renate Diffel besonders stolz machen. Weil sie es den Bürgerinnen und Bürgern einfach machen, beim Energiesparen mitzuwirken: "Wir organisieren das als Gemeinde. Damit sich nicht jeder selbst überlegen muss: Welche Handwerker nehme ich? Welche Förderprogramme gibt es? So sind wir immer, Kommune und Bürger, die gemeinsamen Gestalter der Energiewende."

Kommunen werden zu wenig bei Energiewende unterstützt | WDR.de



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