75 Jahre Derix KaiserswerthDie Glaskunst-SchmiedeVon Thomas Köster / Nathanael Keidel
Ein Rundgang durch eine leuchtend bunte, funkelnde Welt, die gefährdet ist.
Die Werkstatt
Glas als Lebenselexier
Inzwischen sind einige Jahre vergangen, aber Glas ist die große Leidenschaft von Elisabeth Derix geblieben. Und tatsächlich funkelt es in dem Bauhaus-Bau in allen Farbfacetten von Rot und Blau und Gelb und Grün.
"Ein sehr wertvoller Stoff"
Warum Elisabeth Derix immer noch jeden Tag gern zur Arbeit kommt.
Artenvielfalt
Echtantikglas gibt es in allen nur erdenklichen Farben, transparent und opal, mit Blasen, Schlieren, unterschiedlichen Farbverläufen und aus verschiedenfarbigen Schichten. Diese Artenvielfalt ist einmalig.
Vor den Werkstatt-Fenstern gibt es eine unglaubliche Menge an Mustern.
Mann für Alles
"Aber eigentlich machen wir hier alle alles", sagt Hötling. Gerade hat er ein Fenster mit Schiffsmotiv aus den 60er Jahren auf dem Tisch, das ein Kunde zum Restaurieren vorbeigebracht hat.
Auch das Gestänge soll abmontiert und die absplitternde Rahmenfarbe entfernt werden.
Hier rahmt ein Künstler
Nebenbei betreibt Schmid-Heinisch eine eigene Rahmenhandlung. Vor allem aber ist er selbst Glaskünstler, was ihm beim Umgang mit Kollegen und der Umsetzung ihrer Entwürfe sehr zugute kommt.
Zuletzt hat er eine riesige Glas-Collage nach dem Aquarell einer Berliner Künstlerin komplett eigenständig umgesetzt.
Vier Schritte zum guten Glasbild
Elisabeth Derix erklärt die Schritte am Beispiel der Fenster Paul Corazollas für die Berliner Aquinata-Ordensschwestern aus den 70er Jahren.
Was ist Kunst, was Handwerk?
Wie frei die Entwürfe umgesetzt werden können, ist allerdings von Künstler zu Künstler unterschiedlich. Georg Meistermann zum Beispiel sei es vor allem auf den Fluss seiner Formen und Farben gegangen, sagt Derix. "Andere Künstler waren auf die exakte Umsetzung jedes Details bedacht."
Diese Einstellung des Künstlers zu erspüren, ist die erste Herausforderung.
"Wichtig ist, dass die Chemie stimmt"
Elisabeth Derix erklärt, wie ein gutes Glaskunstwerk entsteht.
Zielgruppe Fan
Auf dem Leuchttisch in der Malabteilung liegt auch eine Kabinettscheibe für Fans von Fortuna Düsseldorf. Die habe sie vor einiger Zeit mit ins Stadion genommen, sagt Derix. Die Idee habe begeistert.
Die Künstler
Hauptakteur Licht
Hier ist es der international renommierte Italiener Renato Santarossa, der gerade in Düsseldorf eine Ausstellung hat. Und Skulpturen schafft, die sich je nach Blickwinkel und Lichteinfall verändern.
Ursprünglich war Santarossa Bauingenieur. Sein Erweckungserlebnis als Künstler hatte er 1969 bei Derix.
"Wie Derix mich zum Glaskünstler machte"
Renato Santarossas Erweckungserlebnis in Kaiserswerth.
Kunstvermittlung inklusive
Hier erstrahlt Thomkins' Musterfenster für eine Förderschule in Köln-Mülheim im Sonnenlicht. Den Auftrag organisierte Elisabeth Derix' damaliger Ehemann und Mitarbeiter Carlo Schröter Mitte der 60er Jahre.
"Mein Mann hat Thomkins zum Glas geführt"
Elisabeth Derix über die André-Thomkins-Schule in Köln-Mülheim.
Die Katz
Für die "Schöpfungsgeschichte" der Kapelle im St. Franziskus-Hospital in Köln-Ehrenfeld arbeitete Katzgrau 1959 mit milchigem Opal- und Überfangglas, das aus mehreren Farbschichten besteht. Figuren und Abstraktionen wurden durch Ätzung, Lasur oder Kratzer nochmal verändert.
Starke Frau mit Öcher Platt
Wie Maria Katzgrau die Derix-Mitarbeiter für sich gewann. (Im Hintergrund: Georg Meistermanns Entwurf für das WDR Funkhaus in Köln.)
Heinz Macks Steine
Im Sommer 1985 saß Mack in der Werkstatt auf einem riesigen Karton, auf dem Felder für jedes Mosaik-Steinchen eingezeichnet waren. Das fertige Werk hängt heute über dem Eingang der Düsseldorfer Kö-Galerie.
Die übrig gebliebenen Steine, rechts im Bild, lagern immer noch in den Originalkartons im Regal. Falls nochmal etwas ausgebessert werden muss.
Glas.Kunst.Buch
Täube leitete 13 Jahre lang stellvertretend und kommissarisch das Kölner Museum Schnütgen. Fachgebiet: Tafel- und Glasmalerei. Ihrer Meinung nach war Derix Kaiserswerth einst so etwas wie der Nabel der Glasmalkunst.
Warum?
Von Kaiserswerth in alle Welt
Dagmar Täube erklärt, warum Derix Kunstgeschichte schrieb.
Die Firmen-Geschichte(n)
Firmen-Geschichte(n)
Dieses Porträt zeigt Elisabeth Derix' Urgroßvater Wilhelm, der eine erste Werkstatt vor 150 Jahren in Goch am Niederrhein gründete und mit Fenstern für den Dom von Xanten den Durchbruch hatte. Es begrüßt Besucher normalerweise im Treppenhaus.
Elisabeth Derix blättert im Familienalbum:
1910: Fenster für Michelangelo
Elisabeth Derix erzählt, wie zwei Derix-Generationen Papst Pius X. entzückten.
1941: Familie und Handwerk unter einem Dach
Im großen Saal sitzen Zuscheider, Glasmaler und Mosaiksetzer.
1946: Als Kind in der Dombauhütte
Die Wirtschaftswunderjahre beginnen für die Firma schon früher, zum Beispiel in Köln.
1955: Meistermanns Zuschneider und ein Top-Verbleier
Eine gute Zeit, denn alte und neue Kirchen brauchen Fenster.
70 Jahre in Damenhand
Die Kundinnen kommen von der Baufirma der großen Moschee im saudi-arabischen Vorzeigeflughafen King Khalid, für die der britische Künstler Brian Clarke mit Derix sechs gewaltige Fenster aus Echtantik- und Überfangglas schuf.
Trübe Zukunft?
Vielleicht liegt die Zukunft ja im Privaten? Die Kunsthistorikerin Dagmar Täube jedenfalls hofft auf Bauherren, "die die Möglichkeiten der Glaskunst gerade in weltlichen Gebäuden erkennen".
Und Elisabeth Derix wünscht sich, dass sich wieder mehr junge Künstler "diesem Material zuwenden, das die Kreativität so fördert".