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WDR

Autorin: Katja Goebel
Videos: Johannes Kolb
Grafiken: Dominik Orlati
Bilder: WDR, DRK
Redaktion: Rainer Kellers

Medien
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Der Westen hält zusammen

Krisen-Helfer

Retten, anpacken, aufräumen, schenken

Sie helfen, kümmern sich, packen mit an: Ehrenamtliche, Hilfsorganisationen, Rettungskräfte, Polizeibeamte, engagierte Bürger. Wir zeigen Menschen, die an den Feiertagen für andere im Einsatz waren.

Von Katja Goebel (Text), Johannes Kolb (Videos), Dominik Orlati (Grafik)

Als kurz vor Weihnachten der Regen gar nicht mehr aufhören will, Flüsse plötzlich zu reißenden Strömen werden, Deiche zu brechen drohen, Straßen versinken und Häuser volllaufen, da packen sie mit an: Helfer aus dem ganzen Land. Ohne die Tausenden Tatkräftigen der Rettungsdienste hätte dieser Dauerregen schlimme Folgen haben können. Statt Weihnachten zu feiern, schleppen die Menschen tagelang Sandsäcke, sperren Straßen und pumpen Häuser leer.

Von den Weihnachtsfeiertagen bis hin zur Silvesternacht sind zudem tausende Polizisten im Dauer-Einsatz, damit die Menschen unbesorgt feiern können. Sie schieben Überstunden und Sonderschichten. Besonders in Köln, wo es eine Warnung vor Anschlägen gegen den Dom gibt .

Und dann sind da noch die vielen engagierten Bürger, die sich um in Not geratene Nachbarn oder die Helfer selbst kümmern, sie mit warmen Getränken versorgen, spontan mit anpacken oder an Lkw-Rastplätzen Weihnachtsüberraschungen verteilen.

Stellvertretend für alle Helfer wollen wir einige der Krisen-Retter genauer vorstellen:

Zu den Helfer-Geschichten:

🧡 Marius Hellweg: Weihnachten zwischen Sandsäcken

🧡 Frank te Kempel: Der Kuhmilch-Retter

🧡 Fahrzeughalle wird Großküche

🧡 Gerburgis Sommer: Weihnachtspäckchen

🧡 Sonderschichten für die Polizei

Marius Hellweg: Weihnachten zwischen Sandsäcken

Bei der Freiwilligen Feuerwehr: Marius Hellweg

So viel Regen gab es in NRW selten. Tausende Feuerwehrleute mussten rund um die Weihnachtstage Menschen helfen, Keller leerpumpen, Straßen sichern und Tausende von Sandsäcken schleppen.

Auch viele Ehrenamtliche helfen. Einer von ihnen ist Marius Hellweg, 21 Jahre alt und bei der Freiwilligen Feuerwehr in Oelde aktiv. Kurz vor Weihnachten kommt der Anruf. Marius muss in die Nachbarstadt Hamm. Dort droht ein Deich zu brechen.

Wir haben nur gewartet, bis wir in den Einsatz kamen. Wir wollten ja unbedingt helfen.

Marius denkt nicht mehr an Weihnachtsstimmung, sondern nur noch an den Einsatz. "Das viel schlimmere Weihnachten haben ja die Leute, die da um ihr Hab und Gut fürchten müssen."

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Hochwasser hat Marius in Oelde selbst schon erlebt, und es ist noch gar nicht lange her. Im September 2023 erst stand in seiner Gemeinde die Autobahn unter Wasser. Damals kamen viele Helfer nach Oelde. "Jetzt kann ich was zurückgeben", geht es dem Studenten durch den Kopf.

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Sandsäcke wurden allein am Ahse-Deich in Hamm verbaut

Der Einsatz in Hamm wird für ihn unvergesslich. Hier steht er in einer Reihe mit Feuerwehrleuten und THW-Helfern. Sie sind ein Team. Sie reichen sich den ganze Tag Sandsäcke weiter. Rund 20.000 werden das am Ende eines langen Tages sein. "So ein Sack wiegt 5,6 Kilo. Das ist schon ein bisschen anstrengend."

Die Lage in Hamm ist wenig später unter Kontrolle - vor allem, weil alle mit anpacken. Auch Anwohner bieten Hilfe an. Manche singen Weihnachtslieder, andere bringen spontan heiße Getränke vorbei. Dieses Gemeinschaftsgefühl sei unbeschreiblich, sagt Marius.

Im Einsatz ticken alle gleich. Man versteht sich auf Anhieb, auch wenn man sich noch nie vorher gesehen hat.

Woher nimmt der 21-Jährige die Motivation, sich neben seinem Studium zum Wirtschaftsingenieur so zu engagieren? "Wenn ich zum Feuerwehreinsatz ausrücke, kann ich Menschen aktiv helfen und Probleme lösen - und das alles in einer tollen Gemeinschaft. Das fühlt sich einfach gut an."

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Viele User haben dem WDR geschrieben um sich für die Einsätze der Helfer zu bedanken. Ein paar davon haben wir in dieser Reportage gesammelt.

Frank te Kempel: Der Kuhmilch-Retter

Seit 40 Jahren beim Technischen Hilfswerk: Frank te Kempel

Während die Helfer in Hamm versuchen, den Deich an der Ahse zu stopfen, umflutet das Rhein-Hochwasser 130 Kilometer weiter westlich gerade die Siedlung Grietherort in Rees. Ein Milchviehbetrieb ist von der Außenwelt abgeschnitten. Tausende Liter Frischmilch drohen zu verderben. THW-Helfer haben hier einen Milchpendelverkehr auf dem Wasser eingerichtet.

Frank te Kempel organisiert die Hilfe zu Wasser. Ehrenamtlich - denn der Mann ist beim Technischen Hilfswerk und schiebt dort seit 40 Jahren freiwillig Dienst. Eigentlich hat er einen Fulltime-Job als selbstständiger Elektriker. Im Dienst für den THW kommen bei ihm rund 1.000 Stunden im Jahr zusammen.

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Auch wenn Frank te Kempel viel Routine mitbringt, sind die Einsätze kein Spaziergang - vor allem die auf dem Wasser. "Das ist schon ein bisschen tricky, wir müssen drüben ja quer zur Strömung anlegen." Und die kann mitunter heftig sein.

Wenn die kleine Siedlung Grietherort zu einer Insel wird und die Wiesen und Weiden rund um das Eiland komplett unter Wasser stehen, müssen sich die Helfer ihren Weg schon mal durch Zaunpfosten, Stacheldraht, Gestrüpp und Baumkronen bahnen.

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Liter Kuhmilch retten die THW-Helfer bei Hochwasser am Tag

Die Motivation zu Helfen bleibt trotzdem - auch nach 40 Jahren. "Ich bin da so reingewachsen, weil mein Vater auch schon beim THW aktiv war und ist." Die Technik habe ihn immer begeistert - und die tolle Kameradschaft.

Wir freuen uns einfach, wenn wir helfen können.

Werbung für das THW zu machen, fällt Frank te Kempel nicht schwer. "Jeder Einsatz ist unterschiedlich, und man weiß nie, was auf einen zukommt. "Das ist aufregend und spannend."

Fahrzeughalle wird zur Großküche

Kochen für die Helfer: Die Suppenküche des DRK in Warendorf

Es gibt auch Helfer in diesen Ausnahmetagen, die sind vor allem für die Helfer da. Zum Beispiel das Deutsche Rote Kreuz (DRK). Während Einsatzkräfte an den Weihnachtstagen rund um Warendorf mit dem Hochwasser kämpfen, wird in der kleinen Gemeinde Freckenhorst über die Feiertage eine Fahrzeughalle zur Großküche.

50 DRK-Ehrenamtliche schnibbeln tagelang Gemüse, kochen Nudeln, rühren Suppen für die hungrigen Helfer an - vom frühen Morgen bis in die Nacht. Auf dem Speiseplan: Eintöpfe, Currywurst, Pasta, Reisgerichte und Frühstück. Freiwillige übernehmen auch den Fahrdienst, um den Helfern das Essen an die Einsatzorte zu liefern.

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warme Mahlzeiten haben freiwillige DRK-Helfer in Freckenhorst für die Hochwasser-Helfer zubereitet

Gerburgis Sommer: Weihnachtspäckchen für Lkw-Fahrer

Macht Menschen gerne eine Freude: Gerburgis Sommer

Menschen helfen mit kleinen Gesten, davon versteht auch Gerburgis Sommer etwas. Die freie Journalistin hat sich vor Jahren schon überlegt, wie sie denen zu Weihnachten eine Freude machen kann, die an den Festtagen ganz weit weg von ihrer Heimat sind: Lastwagenfahrer aus Polen, Belarus oder der Ukraine, die im Ruhrgebiet auf Rastplätzen festhängen.

Ich mag es, Leute zusammen zu bringen.

Dahinter steht das Helfernetzwerk "Brücken bauen Haltern am See". "Wir sind ungefähr 160 Leute, organisiert in einer WhatsApp-Gruppe." Diese Helfer kümmern sich das ganze Jahr über um Menschen, die Hilfe brauchen. Sie sammeln Spenden, organisieren Hilfe im Alltag

Am ersten Weihnachtstag versammeln sich die Helfer auf einem zugigen Autobahnrastplatz in der Nähe von Haltern. Im Gepäck viele Stoffbeutel - prall gefüllt mit kleinen Geschenken: Kaffee, Schokolade, Mettwürstchen, Handtücher, Feuerzeuge.

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Unermüdlich klopfen sie und ihrer Helferinnen an die Fahrertüren der Lastwagen, um die Menschen zu überraschen. Da die Fahrer oft kaum Deutsch sprechen, haben sie eine Dolmetscherin dabei.

Etwas für einander tun, das gibt einfach ein tolles Gefühl.

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Sonderschichten für die Polizei

Polizei vor dem Kölner Dom

Und dann wäre da noch der Jahreswechsel in NRW. Tausende Polizisten schieben in der Nacht Extraschichten, weil es eine Terrorwarnung gibt, der Kölner Dom gesichert werden muss, und auch die Angst vor Randale und Ausschreitungen in den anderen Städten ist groß. Im Vorjahr waren Polizei und Feuerwehr in der Silvesternacht in NRW mit Pyrotechnik angegriffen und bei ihren Einsätzen behindert worden.

Statt selbst zu feiern, schauen die Beamten anderen dabei zu, zeigen Präsenz, passen auf - auch damit Feiernde und Rettungsdienste sich beim Jahreswechsel sicher fühlen.

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Polizisten waren in der Silvesternacht in NRW im Einsatz

Überall im Land schieben die Beamten bereits vor Heiligabend Sonderschichten, unter anderem beschützen sie Gläubige, die zu Weihnachten im Kölner Dom an einem Gottesdienst teilnehmen wollen. In der Silvesternacht sind allein in Köln 1.000 Polizisten im Einsatz.