Der Mordanschlag von Solingen 29. Mai 1993von Robert Franz
Der Morgen nach dem Anschlag (Aktuellen Stunde vom 29.05.1993)
"Die 19-köpfige türkische Großfamilie war im Schlaf von den Flammen überrascht worden."
Der Anschlag und die Opfer
Die Lehrerin eines der getöteten Mädchen (30.05.1993)
"Ich weiß nur, dass sie sich um ihre Kinder gekümmert haben, wie jede andere Familie auch."
Lehrerin der Kinder
Höhepunkt einer Anschlagsserie
Höhepunkt einer Anschlagsserie
Der Brandanschlag von Solingen ist der traurige Höhepunkt einer Serie fremdenfeindlich und rassistisch motivierter Anschläge zu Beginn der 1990er Jahre in Deutschland. Unter anderem gab es ein halbes Jahr zuvor einen Brandanschlag in Mölln, beim dem drei türkischstämmige Menschen starben.
Extremismus-Experten sehen in den Taten einen Zusammenhang mit der Diskussion um die Asylpolitik der Bundesregierung. Die Zahl rechtsextremer Taten war sprunghaft angestiegen. Rechtsextreme gibt es zu dieser Zeit auch in Solingen. Öffentlich nimmt das kaum jemand wahr.
NRW-Ministerpräsident Johannes Rau am Tatort (29.05.1993)
"Eines der schrecklichsten Geschehen, das ich erlebt habe."
Johannes Rau am Tatort
Hinweise auf Neonazi-Treffen (Aktuelle Stunde, 30.05.1993)
"Man hätte es wissen können, heißt es inzwischen unter den Nachbarn."
Neonazi-Treffen nahe des Tatortes
Bericht aus der Türkei (Aktuelle Stunde vom 30.05.1993)
"'Hitlers Höllenbrut hat wieder zugeschlagen' - für die türkischen Zeitungen gibt es heute nur dieses eine Thema."
Reaktionen in der Türkei
Eine Solingerin zeigt sich erschüttert (30.05.1993)
"Dass denen hier so etwas angetan wird, das kann man überhaupt nicht verstehen."
Trauer und Entsetzen
Demos und Ermittlungen
Die Solinger zeigen vor der Brandruine Solidarität und Mitgefühl mit den Trauernden.
Schon nach wenigen Tagen führen die Ermittlungen der Bundesanwaltschaft zu Verhaftungen. Drei Jugendliche und ein junger Mann aus der rechtsextremen Szene Solingens sollen das Haus angezündet haben.
Viele Türken protestieren lautstark und friedlich gegen die Mordtat.
Lautstarke Proteste in Solingen (ARD Morgenmagazin, 02.06.1993)
"Gemeinsam halten sie die Stadt wach - Lärm soll aufrütteln."
Mahnwachen und friedliche Proteste
Vertreter der Solinger Moschee-Gemeinde haben Angst (30.05.1993)
"Wir haben Angst schlafen zu gehen und das so etwas in unserem Haus passiert."
Angst und Sorge in der Moschee
Es kommt zu Krawallen in Solingen (ARD-Brennpunkt, 31.05.1993)
"Es ist das Werk von deutschen Autonomen und türkischen Nationalisten."
Krawalle und Polizeibelagerung
Beerdigung in der Heimat der Eltern
Die Leichname der fünf Opfer des Brandanschlags werden in die Türkei überführt und in der Heimat ihrer Eltern bestattet, so auch die sterblichen Überreste von Hatice Genc (rechts) und Gürsun Ince (links). Zur Trauerfeier in Köln kommt auch der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker.
Richard von Weizsäcker, damaliger Bundespräsident (03.06.1993)
"Die Morde von Mölln und Solingen sind keine unzusammenhängende, vereinzelte Untaten."
Bundespräsident spricht bei Trauerfeier
Totengebet in Solingen (Trauerfeier für die Opfer von Solingen, 03.06.1993)
"Fünf Tage nach dem Mord können die Angehörigen die Tat immer noch nicht fassen."
Totengebet für die Opfer
Der Solingen-Prozess
In der Verhandlung wird deutlich, wie viele Fehler bei den Ermittlungen gemacht wurden, etwa bei der Spurensicherung durch einen Brandsachverständigen. Auch die Rolle eines V-Manns des NRW-Verfassungsschutzes in der rechten Szene in Solingen kann das Gericht nicht aufklären.
Mindestens ein Mitglied der Familie Genc ist an jedem Prozesstag im Gerichtssaal. Mehr als ein Jahr zieht sich die Verhandlung hin.
Die Angehörigen als Nebenkläger im Prozess (ARD-Brennpunkt, 13.10.1995)
"Ein trauriges Ritual: Die Familie Genc auf dem Weg zum Prozess."
Schwerer Gang zu Verhandlung
Bericht über Ermittlungspannen in Solingen (ARD-Brennpunkt, 13.10.1995)
"Beamte der Mordkommission mussten zugeben, dass sie einen Angeklagten beschimpft und bedroht haben."
Ermittlungspannen bei der Polizei
Die Angeklagten und ihre Aussagen
Am 13. Oktober 1995 werden alle vier zu langjährigen Haft- und Jugendstrafen verurteilt. MIttlerweile leben alle wieder in Freiheit - soweit bekannt, außerhalb von Solingen.
Reporter Jörg Schönenborn über das Urteil (ARD-Brennpunkt, 13.10.1995)
"Dann gab es eine Situation, die mich jetzt noch bewegt."
Überraschendes Urteil
Ein Urteil für die Gerechtigkeit
Vor allem für Menschen mit türkischen Wurzeln hat das harte Urteil einen hohen symbolischen Wert. Wegen der vielen Pannen hatten manche befürchtet, die Angeklagten könnten freigesprochen werden.
Mevlüde Genc
Die Mutter, Schwiegermutter und Großmutter der Opfer hatte sich nach dem Anschlag immer wieder für ein friedliches Zusammenleben der Menschen ausgesprochen. Das Urteil gegen die Täter wertet sie als gerechte Strafe.
Mevlüde Genc wird 1996 für ihr Wirken mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Zudem erhält sie viele andere Ehrungen, unter anderem den Verdienstorden des Landes NRW.
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die story - Alle sind noch da, nur die Toten nicht
Am 29. Mai 1993 wurden bei dem Brandanschlag in Solingen fünf Türkinnen ermordet. Die Täter waren vier Jugendliche aus der Nachbarschaft.