Worum geht es in der Weihnachtszeit? Um Geschenke, Glühwein und Plätzchen? Auf jeden Fall! Aber auch darum, anderen Menschen zu helfen und ihnen Freude zu schenken. So wie es Millionen Ehrenamtliche in NRW bereits tun.
Mit diesem Adventskalender stellen wir bis Heiligabend täglich junge Menschen vor, die sich ehrenamtlich engagieren. Was treibt sie an? Worum geht es ihnen? Und was ist das Schönste an ihrer Tätigkeit?
Wir öffnen jeden Tag ein neues Türchen - und alle bisherigen gibt es dann an dieser Stelle zum Nachgucken und -lesen.
Jedes Jahr kümmern sich die Bahnhofsmissionen in Deutschland um mehr als zwei Millionen Menschen - viele der Helfer und Helferinnen tun das ehrenamtlich. So wie Yolaine Pires. Die 23-Jährige arbeitet bei der Bahnhofsmission am Kölner Hauptbahnhof.
"Wir helfen jedem Menschen, egal woher er kommt oder was das Problem ist", sagt Yolaine. Gerade für Menschen, die keine Hoffnung mehr haben, sei das sehr wichtig: "Ich finde, jeder Mensch hat Respekt und Mitgefühl verdient."
Werte, die in der Bahnhofsmission gelebt werden.
Die Bahnhofsmission gibt es bereits seit 130 Jahren. Die Einrichtungen der evangelischen und katholischen Kirche sind an mehr als hundert Orten in ganz Deutschland zu finden.
Wenn Flüsse über die Ufer treten oder Stromausfälle ganze Stadtviertel lahmlegen, begeben sich die Ehrenamtlichen des Technischen Hilfswerks (THW) in den Einsatz. Der größte der acht THW-Landesverbände in Deutschland ist der in NRW, mit rund 19.500 Ehrenamtlichen.
Zu ihnen gehört Ole Meiwes, Truppführer beim THW in Hamm. Für den 26-Jährigen ist das THW wie eine Familie: "Das Schönste an meinem Ehrenamt ist die familiäre Umgebung und die Freunde, die ich dabei gewonnen habe."
Das sei auch wichtig, denn man müsse sich immer auf den anderen verlassen können. Vor allem weil die Einsatzbereiche und die Herausforderungen, die jeder Einsatz mit sich bringt, vielseitig sind.
Bitte einsteigen - bei Simon Mäge im Flaniermobil: Das ist eine E-Rikscha, mit der der 22-Jährige alte oder bewegungseingeschränkte Menschen in Aachen chauffiert.
Simon ist einer von 30 Ehrenamtlichen, die bei dem Projekt "Flaniermobil – Radeln ohne Alter" mitarbeiten und so einen wichtigen Beitrag leisten, um die Einsamkeit zu durchbrechen.
Die Menschen, die mit ihm fahren, sind beispielsweise Bewohner von Senioreneinrichtungen. Es geht darum, den Bewegungsradius dieser Menschen wieder zu erweitern, erklärt Simon. Dadurch können sie einen "gewissen Grad an Freiheit auch wieder zurückgewinnen", sagt er.
Anderen Menschen so eine schöne Zeit ermöglichen zu können, das freut Simon. Er sagt: "Ich glaube halt, dass das Zwischenspiel aus Geben und Nehmen das Entscheidende ist in der Gesellschaft."
Naturkatastrophen können Leben und Existenzen zerstören, ganze Regionen in den Abgrund reißen. In solchen Ausnahmesituationen ist Hilfe in allen Bereichen gefordert - und eine, die mit anpackt, ist Johanne Peter.
Die 35-Jährige aus Köln ist ehrenamtlich beim First Assistance Samaritan Team (FAST) aktiv, einem Soforthilfe-Team der ASB-Auslandshilfe.
Als Teil des sogenannten Wash-Teams kümmert sie sich um die Trinkwasseraufbereitung, zuletzt war sie nach dem Erdbeben in der Türkei im Einsatz. Ohne Wasser funktioniere gar nichts, sagt Johanne.
Worauf es im Katastrophenfall ankomme, sei auch Solidarität. Diese sei "ein positives Signal an die Leute, die betroffen sind, dass da noch andere sind, die einen unterstützen und mithelfen".
Der ASB ist gemeinsam mit seinen Partnerorganisationen in über 30 Ländern auf vier Kontinenten aktiv und leistet dort vielfältige Unterstützung. Neben der Nothilfe nach Naturkatastrophen oder Epidemien umfasst diese auch die Katastrophenvorsorge und Hilfe zur Selbsthilfe.
Auch wenn es seit Jahren deutschlandweit immer mehr Austritte gibt, spielt die Kirche in der Weihnachtszeit noch eine wichtige Rolle. Der Gottesdienst an Heiligabend ist für viele immer noch fest eingeplant – und soll natürlich möglichst stimmungsvoll gestaltet werden.
In der Pfarrgemeinde St. Barbara in Erftstadt kümmert sich unter anderem Alma Mölder darum. Sie ist eine von 20.000 jungen Menschen, die sich ehrenamtlich im Erzbistum Köln als Messdienerinnen und Messdiener engagieren.
Der 16-Jährigen gefällt vor allem das Gemeinschaftsgefühl, das man in der Messe zu spüren bekommt. Als Messdienerleiterin trägt sie aber auch schon eine Menge Verantwortung. Der Glaube ist ihr wichtig, auch der Glaube an Veränderung.
"Der wahre Weg, Glück zu erlangen, besteht darin, andere Menschen glücklich zu machen. Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als ihr sie vorgefunden habt." So schrieb es Robert Baden-Powell, der Gründer der Pfadfinderbewegung, in einem seiner letzten Briefe.
Jakob Grosse scheint sich diese Worte zu Herzen genommen zu haben. Der 21-Jährige ist Pfadfinder und kümmert sich in Sendenhorst um die "Wölflinge" im Alter von sechs bis zehn Jahren - denn beim Pfadfindertum geht es um die Förderung und Entwicklung junger Menschen.
Neben der Gemeinschaft spielt aber auch die Natur eine wichtige Rolle ihn und die Gruppe. "Das Draußensein ist für mich und für die Kinder eine große und wichtige Sache."
Insgesamt gibt es in Deutschland mehr als 230.000 Pfadfinder. Der größte Verband ist die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) mit 80.000 Mitgliedern. Der katholischen DPSD mit Sitz in Mönchengladbach gehört auch Jakob an.
Wie der Vater, so der Sohn - in zweiter Generation: Florian Werner engagiert sich ehrenamtlich beim Deutschen Roten Kreuz und tritt damit in die Fußstapfen seines Papas und Opas.
In Overath ist der 24-Jährige mal als Sanitäter im Einsatz, leitet aber beispielsweise auch Erste-Hilfe-Kurse. Und nicht nur das: Florian ist Gruppenleiter beim Jugendrotkreuz.
Kinder sollten in ihrer Freizeit auch etwas Sinnvolles lernen, meint Florian: "Nämlich Menschen in der Not zu helfen."
Ihm liegt die Hilfsbereitschaft sehr am Herzen. Insbesondere in einer Gesellschaft, in der leider "viele wegschauen". Kindern etwas beizubringen, mache ihn deshalb glücklich:
Das Jugendrotkreuz ist der eigenverantwortliche Jugendverband des Deutschen Roten Kreuzes. Rund 160.000 junge Mitglieder von sechs bis 27 Jahren engagieren sich im JRK für Gesundheit, Umwelt, Frieden und internationale Verständigung.
"Jeder, der heute einem Zeugen zuhört, wird selbst zu einem Zeugen werden. Das ist unser Leitspruch bei der Arbeit", sagt Birgit Galda. Sie studiert Geschichte in Wuppertal und engagiert sich ehrenamtlich im Verein Zweitzeugen e.V. – Ziel des Vereins ist es, die persönlichen Lebensgeschichten Holocaust-Überlebender nicht verstummen zu lassen.
Die Geschichten sollen weitergegeben werden, damit "möglichst viele Menschen zu zweiten Zeugen, also 'Zweitzeugen' werden", erklärt Birgit. Der Holocaust-Überlebende Leslie Schwartz hatte dem Verein Zweitzeugen e.V. vor seinem Tod seine Geschichte erzählt. Die gibt sie jetzt an Schüler und Schülerinnen weiter.
In Workshops lernen die Jugendlichen die Lebensgeschichte kennen, schreiben Briefe an die Hinterbliebenen und entdecken den Holocaust aus einer besonderen Perspektive. Dadurch sollen sie befähigt und ermutigt werden, die Geschichte als "Zweitzeugen" weiterzutragen.
Birgit will bei den Jugendlichen ein Bewusstsein dafür schaffen, was Antisemitismus ist und welche Formen es gibt. "Wenn ich da auch nur bei ein paar Schülern und Schülerinnen etwas bewegen kann, das bringt schon viel."
Jedes fünfte Grundschulkind in NRW kann nicht schwimmen. Ein Grund: Schwimmkurse sind für viele kaum bezahlbar. Hier will die "Flotte Flosse" helfen - ein Projekt der Kita Tausendfüßler in Kamp-Lintfort. Hier bringen Freiwillige wie Maren Piunno Vorschulkindern das Schwimmen bei.
Drei Stunden in der Woche nimmt sich die 25-Jährigen ehrenamtlich Zeit für die "Flotte Flosse" und sie sagt: "Grundsätzlich krieg' ich super viel zurück." Für die Eltern ist der Kurs kostenlos und die Kinder haben Spaß.
Maren findet es unglaublich traurig, dass so viele Menschen nicht schwimmen können. Deshalb dachte sie: "Nimmst du es einfach selbst in die Hand."
Sicherheit und Geborgenheit - das möchte Marvin Coen den Kindern im Vaalserquartier vermitteln. Der 22-Jährige aus Aachen ist ehrenamtlicher Betreuer in der Offenen Tür Gut Kullen.
Das Viertel sei "schon eher sozial schwierig", sagt Marvin. Doch das Zentrum für junge Menschen von sechs bis 26 Jahren sei ein verlässlicher Ort: "Die Kinder fühlen sich hier wohl."
Die evangelische Einrichtung soll als offener Anlaufpunkt dienen, unabhängig von sozialer und nationaler Herkunft. Alle Angebote sind kostenfrei.
Wenn die Kinder und Jugendlichen nach einem harten Tag zur Offenen Tür Gut Kullen kommen und das Haus abends mit einem Lächeln verlassen, sei das auch für ihn "ein schönes Gefühl", so Marvin.
Ein letztes Mal Weihnachten im Kreise der Familie feiern - diesen Wunsch konnte Ruben Hartweck einem seiner Patienten erfüllen. Er ist bei den Maltesern in Neuss und engagiert sich dort ehrenamtlich beim Herzenswunsch-Krankenwagen.
Menschen, die unheilbar erkrankt sind und eine medizinische Betreuung oder eine bestimmte Art von Transport benötigen, "erfüllen wir dann damit einen Wunsch", erklärt der 23-Jährige.
Ob beim Sanitätsdienst, beim Bevölkerungsschutz, der Hospiz- oder Trauerarbeit - deutschlandweit engagieren sich mehr als 58.000 Ehrenamtliche bei den Maltesern.
Ruben kann das gut verstehen. Seine Motivation: Dass jeder glücklich ist.
Ob jung oder alt, ob klein oder groß: Fußball verbindet - und beim FSV Gerlingen in Wenden besonders. 2022 wurde dort eine Inklusionsmannschaft ins Leben gerufen. Seither jagen Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung immer montags dem Ball hinterher.
"Wir haben Downsyndrom mit dabei, Epilepsie, Sprachanfälligkeiten, Geheinschränkungen. Also querbeet. Ganz unterschiedlich, wie jeder Mensch individuell ist", sagt Anna Klopries.
Die 33-Jährige ist Teil des Trainerteams und betont, worum es geht. Nämlich jeden Menschen für sich weiterzuentwickeln.
Unterstützung und Zusammenhalt sind beim Inklusionsteam wichtiger als Sieg oder Niederlage. Im Mittelpunkt steht der Spaß am gemeinsamen Spiel - ohne Leistungsgedanken und Druck.
Die Justizvollzugsanstalt Herford fördert die soziale Integration ihrer Insassen. Wichtig dafür ist, dass die Insassen persönliche Beziehungen nach draußen aufrechterhalten können. Doch einige Menschen haben keine Angehörigen oder Freunde, die sie besuchen.
Für diese Menschen ist Naima Resz da. Die Jura-Studentin macht ehrenamtliche Insassen-Betreuung in der JVA Herford.
Sie sagt: "Ich bin diejenige, die ein bisschen von draußen berichten kann. Aber ich bin vor allem diejenige, die halt zuhören kann." Für sie ist das ein "Akt der Nächstenliebe".
Seit anderthalb Jahren kümmert sich die 28-Jährige um einen jungen Gefangenen im Jugendstrafvollzug der JVA Herford. Was ihr bei dieser Arbeit hilft, ist der Glaube. Dieser ist für sie "sehr wertvoll".
Ob Hunde, Katzen oder Vögel: In Deutschland kümmern sich Tierschutzvereine und Tierheime um die Interessen und Vermittlung von Haustieren. Viele von ihnen sind auf ehrenamtliche Hilfe angewiesen - so wie der Tierschutzverein für Gelsenkirchen und Umgebung.
Adin Karić kümmert sich hier als "Katzenschmuser" ehrenamtlich um die Beschäftigung und Betreuung der Stubentiger. Arbeit sei das für den 17-Jährigen nicht.
Das Schönste sei aber, "wenn man sieht, wie die Tiere ein neues Kapitel anfangen und in ein neues Zuhause ziehen."
So wie 137 weitere Vereine gehört auch das Tierheim in Gelsenkirchen zum Landestierschutzverband NRW. Mit seinen etwa 80.000 Mitgliedern ist er der größte in Deutschland.
"Hoffnung entsteht miteinander" - das ist das Motto des Flüchtlingshilfevereins "Train of Hope" in Dortmund. Sobhi Alahmad ist selbst Migrant und war, als er nach Deutschland kam, dankbar für die Hilfe des Vereins.
Jetzt hilft der 23-Jährige ehrenamtlich anderen geflüchteten Menschen, sich in Deutschland zurechtzufinden.
Mit dem Motto des Vereins kann er sich gut identifizieren. "Das heißt, dass man alleine nicht so viel schafft und zusammenhalten soll."
"Train of Hope" wurde im September 2015 von ehrenamtlich aktiven Menschen gegründet. Der Verein widmet sich der Unterstützung von Geflüchteten und Migranten und bietet eine Vielzahl von Hilfsangeboten, zum Beispiel Sprachkurse, rechtliche Beratung und psychosoziale Unterstützung.
Smartphone statt Sport, Bildschirm statt Bewegung: Viele Kinder und Jugendliche sind körperlich zu wenig aktiv. Nicht so bei Johanna Erens' Ehrenamt - die 19-Jährige leitet einen Trampolin-Kurs in Witten. Mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, bereitet ihr große Freude.
Ob beim Salto vorwärts oder rückwärts, Johanna gibt den Teilnehmenden fleißig Hilfe und Tipps.
Neben Spaß am Trampolinspringen sei dabei vor allem auch eines wichtig: Vertrauen. Denn ohne dieses “funktioniert dieser Sport einfach nicht”.
Mit dem Verlust eines geliebten Menschen umzugehen, ist eine große Herausforderung - vor allem für Kinder. Tabea Askerlund engagiert sich ehrenamtlich als Kindertrauerbegleiterin bei den Maltesern in Uedem.
"Wenn ein Elternteil oder Geschwisterkind verstorben ist, helfe ich den betroffenen Kindern, besser damit klarzukommen, sich abzulenken und überhaupt wieder Glück im Leben zu finden", sagt die 22-Jährige.
Obwohl sich ihre Arbeit um das Thema Trauer dreht, möchte Tabea den Kindern vor allem Freude schenken.
Man könne trotz alledem Freude fühlen: "Und die darf man auch empfinden."
Bei Großbränden, Stürmen oder Unwettern bringen sie sich in Gefahr, um anderen zu helfen - die Ehrenamtlichen der Freiwilligen Feuerwehr. In NRW gibt es über 130.000 von ihnen. Einer davon ist Anil Ankinçi. Der 25-Jährige ist Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr Bonn-Mehlem. Anils Erfahrung: Helfen tut gut.
Ein schönes Gefühl sei das. Neben Dankbarkeit hat Anil bei der Freiwilligen Feuerwehr auch Toleranz erfahren: "Ich habe durch die Feuerwehr viele neue Freunde dazu gewonnen." Hier werde jeder gleich behandelt, "egal, woher der Mensch kommt."
Stille Nacht, Jingle Bells oder Last Christmas - Musik ist aus der Weihnachtszeit nicht wegzudenken. Das findet auch David Dommes. Bei der Tagespflege für Senioren der Caritas in Kirchhundem spielt der 15-Jährige regelmäßig Akkordeon.
Viele, die zur Tagespflege kämen, seien sehr einsam zu Hause. "Daher macht es mir einfach mega viel Freude, wenn ich sehe, wie viel Spaß sie daran haben."
So wie David engagieren sich in NRW etwa 150.000 Ehrenamtliche bei der Caritas - deutschlandweit sind es rund 500.000 Menschen.
Ihr wollt auch etwas Gutes tun und Menschen in NRW und auf der ganzen Welt helfen? Dann macht mit bei "DER WESTEN HILFT. Gemeinsam gegen den Hunger in der Welt". Gemeinsam mit der "Aktion Deutschland Hilft" sammelt der WDR Spenden für Hungernde in der ganzen Welt. Durch die Zusammenarbeit mit der "Tafel Nordrhein-Westfalen e.V." unterstützt die WDR-Spendenaktion in diesem Jahr auch armutsbetroffene Menschen in NRW.
Texte und
Aktualisierungen | Lukian Ahrens, Catharina Coblenz, Lukas Fegers und Anja Likusa |
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Redaktion | Till Hafermann |