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100 Jahre Heinrich Boell

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Wer war Heinrich Böll?

Vor 100 Jahren, am 21. Dezember 1917, wurde Heinrich Böll geboren. Auch über 30 Jahre nach seinem Tod im Jahr 1985 sind sein Werk und seine Äußerungen zu Politik und Gesellschaft noch überraschend frisch und aktuell.
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Es gibt viele Etiketten für Heinrich Böll, den Literatur-Nobelpreisträger, Übersetzer, Menschenrechtler, Polit-Aktivisten und Vorsitzenden des PEN-Clubs, den Professor ehrenhalber und Kölner Ehrenbürger.

War er ein "Menschenfreund", wie ihn seine Verehrer liebevoll nennen, oder ein "Gutmensch", wie seine Verächter spötteln? Oder war er sogar der "geistige Vater der RAF"? War er zu links, wie viele Katholiken behaupten, oder zu katholisch, wie die Linken meinen?

Böll hat sich zeitlebens gegen Vereinnahmungen und Etiketten gewehrt. Entschieden sagte er: "Ich will nicht Deutschlands Heinrich sein. Ich will kein Image haben und keins sein."
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In einem sind sich Freunde und Kritiker einig: Bei Böll zeigt sich eine bemerkenswerte Einheit von Leben und Werk, von Handeln und Schreiben. Politik und Literatur gehören für ihn zusammen. Die Entwicklung der Bundesrepublik hat Böll von ihrer Gründung an kritisch begleitet.

In seinen Romanen, Erzählungen, Satiren und Kurzgeschichten thematisiert er unter anderem seine Kriegserfahrungen, den Wiederaufbau, Konflikte mit der katholischen Kirche und die Macht der Massenmedien. Und er mischt sich immer wieder ein in die gesellschaftspolitische Diskussion, mit Reden, Essays und Interviews. Getreu seinem Selbstverständnis als Schriftsteller: "Ein Autor ist per se ein kritischer Autor, sonst ist er keiner." 
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Heinrich Böll im WDR-Interview 1982

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Seine Äußerungen zur Politik nahm Böll so ernst wie seine literarischen Arbeiten.

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Aus der Rede Bölls bei der Nobelpreis-Verleihung 1972

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Heinrich Böll während seiner Nobelpreis-Vorlesung
Heinrich Böll während seiner Nobelpreis-Vorlesung
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Heinrich Böll hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten: Den Literaturpreis der Gruppe 47 (1951), den Deutschen Kritikerpreis (1953), den Georg-Büchner-Preis (1967). Er wurde Ehrenbürger seiner Heimatstadt Köln, erhielt von NRW-Ministerpräsident Johannes Rau (SPD) den Titel eines Ehrenprofessors, er war Mitglied der Akademie der Künste und der American Academy of Arts and Letters. Aber all das verblasst geradezu angesichts des Höhepunkts der Anerkennung seiner schriftstellerischen Leistungen: 1972 erhielt er den Literaturnobelpreis. Nach Theodor Mommsen, Paul Heyse, Gerhart Hauptmann und Thomas Mann war Böll erst der fünfte Deutsche, dem diese Ehre zuteil wurde - und der erste deutsche Nachkriegsautor.

Der Nobelpreis mit seinem übergroßen Renommee und seiner internationalen Aufmerksamkeit katapultiert jeden Preisträger in eine neue Umlaufbahn: Das Etikett Literatur-Nobelpreisträger wird nun fast schon zwanghaft dem Namen vorangestellt. Die Person Böll war als Lautsprecher für die unterschiedlichsten Anliegen gefragt. Die Anfragen häuften sich, wie sich sein Verleger Reinhold Neven DuMont im WDR-Gespräch erinnerte: "Nach dem Nobelpreis kamen wirklich Stöße jeden Tag. Diese Post konnte er selbst gar nicht mehr allein beantworten. Er gab sie in den Verlag, damit wir sie vorab schon mal sichteten. Es war ein Zustand eingetreten, in dem Böll für alles und jedes der passende Mann war. Ob es um ein Vorwort für eine Anthologie ging oder die Unterschrift unter eine Resolution, eine Rede zur Einweihung einer nach ihm benannten Schule oder Kollegen ihn baten, ein Nachwort für ihr Buch zu schreiben: Böll passte immer!"

Der weite Weg nach Stockholm, den Böll in seiner Dankesrede skizzierte, begann 1917 in der Kölner Südstadt.
Heinrich Böll während seiner Nobelpreis-Vorlesung
Heinrich Böll während seiner Nobelpreis-Vorlesung
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Kindheit, Jugend, Krieg

In der Kölner Südstadt, in diesem Haus in der Alteburger Straße, wurde Heinrich Theodor Böll am 21. Dezember 1917 geboren. Es war eine kinderreiche Familie. Der Vater Viktor Böll war in zweiter Ehe verheiratet, hatte insgesamt acht Kinder. 
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In seinem autobiografischen Text "Was soll aus dem Jungen bloß werden? Oder: Irgendwas mit Büchern" erinnert sich Heinrich Böll an seine Kindheit und Jugend: Er spricht von einer „total undefinierbaren gesellschaftlichen Stellung“ seiner Familie, von „wirtschaftlichen Schwierigkeiten der krassesten Art“. Sein Vater, der Tischler Viktor Böll, hatte sich mit einem „Atelier für kirchliche Kunst“ selbstständig gemacht. Das Einkommen war unregelmäßig, immer wieder hatte die Familie Schulden. 

"Zu Hause war's durchaus nicht immer 'gemütlich': dieses explosive Gemisch aus kleinbürgerlichen Resten, Bohème-Elementen und proletarischem Stolz, so recht keiner 'Klasse zugehörig'. [...] Und natürlich trotz allem katholisch, katholisch, katholisch." Und dieser Katholizismus vertrug sich im Hause Böll prächtig mit einer linken Gesinnung. Seine Mutter Maria hatte in der Familie den Spitznamen "Clara Zetkin".
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"Nicht immer mit vorheriger, aber immer mit nachträglicher Genehmigung meiner Mutter ging ich oft in die Straßenschule." Denn das, was er in den Straßen der Südstadt erlebte, war für den jungen Hein, wie er von Familie und Freunden genannt wurde, spannender und lehrreicher als der Schulbesuch.

Die Prima, also die letzte Klasse vor dem Abitur, musste Böll wiederholen. Und im Abi schloss er ausgerechnet in den beiden Fächern Deutsch und Religion nur mit "genügend" ab, was heute einer "3" entspricht.
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Die Noten und Wertungen im Originallaut:

Körperliches Streben: durch Krankheit behindert
Charakterliches Streben: zufriedenstellend
Geistiges Streben: zufriedenstellend
Gesamterfolg: ausreichend

Religion: genügend
Deutsch: genügend
Latein: gut
Griechisch: genügend
Französisch: genügend
Englisch: gut
Geschichte: gut
Erdkunde: genügend
Mathematik: gut
Physik: gut
Biologie: genügend
Zeichen- und Kunstunterricht: genügend
Musik: genügend
Leibesübungen: befreit

Körperbeschaffenheit: Breit und groß, doch wenig leistungsfähig, durch häufiges Kranksein vom Turnen auf Grund eines ärztlichen Attestes befreit und in seiner körperlichen Ausbildung stark gehemmt.

Familienverhältnisse: Geordnetes Familienleben, doch sehr dürftige Verhältnisse. Der Vater, Bildhauer, ist seit langem arbeitslos. 6 Kinder.

Begabung: gut begabt.

Leistungen: Im allgemeinen genügend, teilweise, besonders in Mathematik und Physik, gut. Seinen Anlagen nach könnten seine Erfolge besser sein. Daß sie nicht durchweg gut sind, ist wohl auf Krankheit und häufiges Fehlen zurückzuführen.

Betätigung in n.s. [national-sozialistischen]  Verbänden: Ist wegen seiner Krankheit nicht organisiert.

Charakter: Schwerblütig, verträglich, vielleicht nicht energisch genug. Fügt sich anscheinend mit Gelassenheit in seine dürftigen Verhältnisse, die er durch eigenes Verdienen zu bessern sucht.

Berufswünsche: Verlagsbuchhändler. Er ist für diesen Beruf besonders durch seine Zuneigung zur Literatur geeignet.
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Böll war als Kind häufig und lang krank. Er litt unter chronischen Nebenhöhlen-Entzündungen, Kopfschmerzen, Übelkeit. Vermutlich resultiert daraus auch seine lebenslange Skepsis gegen das Loblied auf die Vitalität. 

1969 schrieb er in einem Zeitungsartikel: „Der Kater, den wir einmal hatten – ziemlich lange, bis ihn ein unheilbares Leiden dahinraffte – war zum Beispiel vital: ein schönes Tier, rücksichtslos, brutal, listig und schön. Ausgesprochen vital. Da ich im Laufe meines inzwischen schon ziemlich langen Lebens auch einige Zeit Umgang mit Kriminellen hatte (im Zusammenhang übrigens mit Soldatentum), weiß ich auch, wie vital, wie menschlich Kriminelle sein können. [...] Kurz gesagt: ob einer vital sei, das besagt nichts, nicht das geringste über seine möglichen anderen Qualitäten.“
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Als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, war Böll 21 Jahre alt. Wegen seiner schwachen körperlichen Konstitution war er selten an der Front eingesetzt. Böll litt in kaum vorstellbarem Maße unter dem Stumpfsinn und Drill seines Soldatenlebens. Fast täglich schrieb er seiner Frau Annemarie.

In einem Brief an seine Eltern fasst er seine Situation knapp zusammen: "Alles ist scheiße."  Für den Rest seines Lebens hatte Böll eine Abscheu gegen alles Militärische. Sein politisches Engagement gegen den Obrigkeitsstaat sowie für Freiheit und Menschenrechte wurzelt in seiner Kriegserfahrung. 
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Böll und die Rote Armee Fraktion

Ein Spiegel-Artikel und seine Folgen

Ulrike Meinhof
Ulrike Meinhof
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"Will Ulrike Gnade oder freies Geleit?" Unter diesem Titel erschien am 10. Januar 1972 ein folgenreicher Artikel von Heinrich Böll im "Spiegel". Er plädierte dafür, der RAF-Terroristin Ulrike Meinhof einen fairen Prozess zu machen und prangerte die Berichterstattung in der "Bild"-Zeitung als "Volksverhetzung" an.

Aus diesem Artikel entspann sich ein jahrelanger Konflikt. Den Auftakt machte die Bildzeitung, die Böll mit NS- und SED-Chefideologen verglich. In zahlreichen Kommentaren und Artikeln wurde Böll die Billigung und Verherrlichung von Gewalt vorgeworfen. Die Illustrierte "Quick" verstieg sich sogar zu der Schlagzeile: "Die Bölls sind gefährlicher als Baader-Meinhof".

Heinrich Böll und seine Familie waren einer regelrechten Hexenjagd ausgesetzt. Heute würde man das als "Shitstorm" bezeichnen.
Ulrike Meinhof
Ulrike Meinhof
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Als ein halbes Jahr später, am 01. Juni 1972, Andreas Baader verhaftet wurde, suchten Polizisten auch in Bölls Eifeler Landhaus in Langenbroich (hier im Hintergrund) nach Terroristen.

Sogar die Wohnung eines Böll-Sohnes wurde 1975 durchsucht. Interessanterweise berichteten zwei Zeitungen des Springerverlags ("B.Z." und "Bild") von der Durchsuchung, bevor sie stattgefunden hatte. Heinrich Böll zog daraus den Schluss, dass die Polizei mit der Springerpresse zusammen arbeitete.
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In dieser aufgeheizten Stimmung bekam ein unbescholtener 73-jähriger Rentner in Düsseldorf telefonische Morddrohungen und massenhaft anonyme Schmähbriefe. Denn er hieß zufällig, wie der Nobelpreisträger in Köln, Heinrich Böll. Noch heftiger waren die Anfeindungen für den "echten Böll": Auch er wurde mit Gewalt und Mord bedroht, seine Familie auf der Straße angepöbelt, Handwerker weigerten sich, in sein Haus zu kommen.

Böll überlegte resigniert, das Land zu verlassen und in Irland zu leben. Denn im Nordwesten Irlands, auf Achill Island, hatte seine Familie ein Ferienhaus. Doch Böll entschied sich dann doch, in Deutschland zu bleiben. 
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Die öffentlichen Anfeindungen bildeten für Böll ein "Klima der Denunziation": "Ich kann in diesem Hetzklima nicht arbeiten."

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Nach einem Kommentar im damaligen Südwestfunk, in dem Böll indirekt als "Salon-Anarchist" bezeichnet wurde, kündigte er die Zusammenarbeit mit dem Sender auf.

Gegen einen Kommentar in der Spätausgabe der "Tagesschau" ging Böll sogar gerichtlich vor. Denn Matthias Walden hatte am 21. November 1974
Heinrich Böll falsch und irreführend zitiert: Böll habe den Rechtsstaat als "Misthaufen" bezeichnet und den Staat beschuldigt, die Terroristen "in gnadenloser Jagd" zu verfolgen. Sieben Jahre und fünf Instanzen später gab das Bundesverfassungsgericht Böll Recht und stellte am 3. Juni 1980 fest: "Das Grundrecht der Meinungsfreiheit schützt nicht das unrichtige Zitat." Böll erhielt 40.000 DM Schmerzensgeld.
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Der Mahner und Polit-Aktivist

Heinrich Böll wurde gelegentlich abfällig als "ewiger Demonstrant" beschimpft. Denn oft nahm er an Kundgebungen teil. Er erhob dort mahnend seine Stimme, wo er die Freiheit oder Demokratie bedroht sah. 

Zum Beispiel, als die Große Koalition aus CDU/CSU und SPD 1968 die Notstandsgesetze verabschiedete. Dagegen regte sich der Widerstand der Außerparlamentarischen Opposition. Auf einer Großdemonstration in Bonn sprach auch Heinrich Böll. 
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Rede während einer Demonstration in Bonn

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Die Friedensbewegung kämpft in den 1980er Jahren gegen den NATO-Doppelbeschluss und die Stationierung von Raketen mit Atomsprengköpfen (Pershing II) in der Bundesrepublik.

Vor dem US-Atomwaffenlager in Mutlangen auf der Schwäbischen Alb fand am 01.09.1983, dem Anti-Kriegstag, eine Sitzblockade statt. Unter den Demonstranten sind viele Prominente wie Petra Kelly, Klaus Staeck, Dieter Hildebrandt, Walter und Inge Jens. Doch einer sticht besonders hervor: der Literaturnobelpreisträger Böll. 
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Böll über sein Erscheinen in der Öffentlichkeit

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„Diese ganze scheiß Prominenten-Denkerei!“ So entfuhr es Böll genervt, weil er in Mutlangen auf Schritt und Tritt von der Presse belagert wurde. Immer wieder verließ er, an einer Krücke gehend, die Sitzblockade. Er musste sich nach einer Operation bewegen, war gesundheitlich angeschlagen. Wie ein Magnet zog er stets einen Tross von Filmteams, Fotografen und Reportern auf sich - und hatte dennoch Verständnis für die Presse. 

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Manchmal waren es kleine Gesten von großer Aussagekraft, mit denen Böll Zeichen setzte. Zum Beispiel, als Beate Klarsfeld 1968 Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger (CDU) wegen dessen Nazi-Vergangenheit geohrfeigt hatte.

Im WDR-Interview erinnerte sich Beate Klarsfeld später: "Heinrich Böll hat mir 50 rote Rosen nach Paris geschickt. Günter Grass hat ihn dafür kritisiert. Diese Tat sei kein Grund für Blumen. Daraufhin bekam ich von Böll noch einen zweiten Strauß."
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Böll und der Katholizismus

Heinrich Böll im WDR-Interview

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Das Denken, Handeln und Fühlen von Heinrich Böll ist von seinem katholischen Glauben geprägt. 

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Heinrich Böll wurde in eine streng katholische Familie geboren. Doch trotz dieser Strenge hatten die Bölls auch eine herzerfrischend unkonventionelle Art, mit dem Glauben umzugehen. Ebenso bezeichnend für den rheinischen Katholizismus und den Humor der Bölls sind ihre Variationen des Rosenkranzes während der NS-Diktatur: Die Familie wurde aufgefordert, zumindest einen ihrer Söhne zur SA zu schicken. Der Bruder Alois opferte sich und Heinrich Böll bestach dessen Sturmführer mit Zigaretten der Marke R6, damit er auf die Anwesenheit des Bruders verzichte. "Er tat's und wir nahmen in unsere verschiedenen frivolen Rosenkranzvariationen den Vers auf: 'Der du für uns in die SA eingetreten bist.' Und das 'Voll ist ihre Rechte von Geschenken' wurde variiert: 'Voll ist ihre Rechte von R6.'"
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Der subjektive Herzinfarkt des Vaters

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Heinrich Böll erklärt 1982 Schülern, wie eng die konfessionellen Grenzen in seinem Elternhaus waren. 

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Kritik an der verkrusteten Kirche

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Austritt aus der Körperschaft, nicht der aus der Kirche

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1976 trat das Ehepaar Böll aus der katholischen Kirche aus. Sie legten großen Wert darauf, dass sie dennoch Katholiken sind.

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Werk und Handwerk

Heinrich Böll im Gespräch mit Werner Koch

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Böll über eine Begegnung mit Bachmann in Rom

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Was Böll beim Tippen seiner Texte überhaupt nicht mochte, war das mühselige Zusammenlegen von Papier und Blaupausen, die auch Kopierpapier genannt wurden. Darum sind über viele Jahre keine Briefe von Böll dokumentiert. Dass es ab 1970 wieder Durchschläge seiner Korrespondenz gibt, ist Ingeborg
Bachmann zu verdanken.

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Die Werkausgabe Heinrich Böll ("Kölner Ausgabe") umfasst 27 Bände. In ihr sind seine Romane, Erzählungen, Kurzgeschichten, aber auch Essays, Artikel und Interviews versammelt. 

Die Werke Bölls wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt, darunter auch ins Chinesische, Hebräische, Arabische, Japanische und Gälische.

Wir geben im folgenden einen kurzen Überblick über seine wichtigsten Bücher. 
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Seine erste Buchveröffentlichung war die Erzählung "Der Zug war pünktlich" (1949). Sie schilderte ebenso wie der Erzählungs-Sammelband "Wanderer kommst du nach Spa..." (1950) die Situation im Nachkriegsdeutschland.

Den Durchbruch als Schriftsteller erlebte Böll 1951: Mit seiner Satire "Die schwarzen Schafe" gewann er den Literaturpreis der Gruppe 47. Danach konnte Heinrich Böll hauptberuflich als Schriftsteller leben - und seine junge Familie ernähren.

"Das irische Tagebuch" (1957) gehört zu seinen beliebtesten Werken und hat unter seinen Lesern eine große Irland-Begeisterung ausgelöst. Auch wenn es sich "Tagebuch" nennt, so ist
es doch keine Sammlung von privaten Notizen. Seine zahlreichen Irlanderfahrungen hat Böll in einer zugleich anekdotisch-unterhaltsamen und tiefsinnigen Art zu einem kurzweiligen Text verdichtet.

"Billard um halb zehn" (1959) ist ein Roman um die Architektenfamilie Fähmel. Es ist ein komplex gestaltetes Werk. Auf der Gegenwartsebene schildert es zehn Stunden aus dem Leben des Architekten Heinrich Fähmel. Kunstvoll eingewoben sind Rückblicke, Reflexionen und innere Monologe der
Familienmitglieder. Die Epochenbilanz behandelt wichtige Abschnitte der deutschen Geschichte seit der Jahrhundertwende. Der Roman ist keine leichte Kost. Kritiker bezeichnen ihn auch als überambitioniert.

Was für einen Aufruhr hatte Böll mit seinem Roman "Ansichten eines Clowns" (1963) ausgelöst! Der Autor wurde für die Ansichten seines Helden angefeindet. Es ist die Geschichte des Clowns Hans Schnier, der in "wilder Ehe" mit einer Frau lebt und nicht verkraftet, dass sie ihn verlässt, um einen Katholiken zu heiraten. Schnier stellt die katholische Moral in Frage, rechnet ab mit seinem reichen Elternhaus und den Alt-Nazis, die in der Bundesrepublik Karriere machten. "Einer der kirchlich orientierten Kritiker befürchtete 1963, mein Buch könnte in die Hände von Abiturienten geraten", schrieb Böll in einem Nachwort 1985. Und freute sich, dass der Roman zur Schullektüre geworden war.

"Gruppenbild mit Dame" (1971) umfasst 500 Seiten. Das Nobelpreiskomitee bezog sich 1972 bei der Begründung für den Preis ausdrücklich auf dieses Werk. Die Protagonistin Leni Pfeiffer - in der Verfilmung dargestellt von Romy Schneider - ist eine typische Böllfigur: eine Außenseiterin, in deren Leben sich die gesellschaftlichen Verhältnisse spiegeln.

Zu den meistgelesenen Büchern Heinrich Bölls gehört "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" (1974) - auch weil es für ganze Schülergenerationen Pflichtlektüre war. Aus der ehrbaren Katharina Blum wird eine kaltblütige Mörderin, die ihre Tat nicht bereut - diese Wandlung ist der Hetzkampagne einer Boulevardzeitung zuzuschreiben. Darum heißt das Werk auch im Untertitel: "Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann." Bereits 1975 verfilmte Volker Schlöndorff das Buch mit Angela Winkler in der Hauptrolle.

Den kurzweiligsten Einstieg in das Werk Bölls bieten seine Satiren: In "Nicht nur zur Weihnachtszeit" (1952) erfindet Böll die "Tannenbaum-Therapie" für Tante Milla. Fortan wird jeden Abend Heiligabend gefeiert. "Doktor Murkes gesammeltes Schweigen" (1958) spielt im Kölner WDR-Funkhaus. Die Satire handelt vom Hörfunk-Redakteur Dr. Murke, der Tonbänder des Literaten Bur-Marlottke bearbeiten muss. Im Mittelpunkt des Romans "Ende einer Dienstfahrt" (1966) stehen Vater und Sohn Gruhl. Sie entstammen dem kleinbürgerlichen Milieu einer Provinzstadt. Beide entlarven mit Witz und Zivilcourage die absurde Bürokratie der Bundeswehr.














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Heinrich Böll ein Jahr vor seinem Tod

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